Der Junge, die alte Frau und die Weltrekorde

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archer Avatar

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Der Junge war erst elf. Der Junge war Pfadfinder. Der Junge kümmerte sich um Ona, die alte Frau. Sie ist 104, als die Geschichte beginnt. Oder endet. Denn der Junge ist tot. Eine Krankheit, so unbekannt wie der Name des Jungen, hat ihn so schnell getötet, dass noch alle fassungslos davon sind. Alle: Das sind Ona. Uralt, fragil, und trotzdem so stark, dass man sie bewundern muss. Quinn, der Vater des Jungen. Berufsmusiker, jeden Tag auf einem anderen Gig. Der nie eine wirkliche Beziehung zu seinem Sohn aufbauen konnte, weil er ihn nicht verstand. Und Belle, die Mutter. Die von ihrer Trauer erschlagen wird, gewürgt, geschüttelt, zusammenbricht, wieder aufsteht, neu anfängt. Diese drei sind es, um die die Geschichte kreist, zusammengehalten von dem Jungen, diesem außergewöhnlichen kleinen Jungen, der selbst nach seinem Tod noch ihrer aller Leben beeinflusst und trotz aller Trauer besser macht. Der für Freundschaft sorgt, für Zusammenhalt, für Vertrauen und den Willen, Außergewöhnliches zu schaffen.

Es ist wirklich schwer, eine Rezension zu diesem Buch zu schreiben. Ich fand es genauso außergewöhnlich wie den kleinen Jungen, der mich zutiefst beeindruckt hat durch seine Menschlichkeit, seine Höflichkeit und seine Art, mit dem umzugehen, was ihm gegeben war. Der Schreibstil der Autorin ist so kraftvoll wie ein Fluss, der durch Regenfälle angeschwollen ist, jedoch ohne dessen zerstörerischer Wut. Ihre Charakterzeichnungen haben mich zu denLeuten mitgenommen und ihre Art, die Geschichte zu erzählen, gefesselt, obwohl nicht viel passiert. Irgendwo schrieb jemand, er konnte mit den Tonbandaufnahmen nichts anfangen, weil sie so abgehakt waren, aber genau das war für mich perfekt, weil ich genau vor mir sehen konnte, wie der kleine Junge ernsthaft sein Aufnahmegerät vor Ona legt, lautlos zwischendurch seine Fragen formuliert/gestikuliert und sie immer genau darauf reagiert. Onas Geschichte ist nicht außergewöhnlich, aber die Art, wie sie erzählt wird, macht sie dazu. Bei diesem Buch stimmt das Gesamtpaket, es bekommt vollste Empfehlung für alle, die sich auf was Ruhiges und zum Teil Trauriges, aber auch Hoffnungsvolles einlassen können und wollen.