Ein berührender Roman über Freundschaft zwischen den Generationen

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timphilipp Avatar

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Ona Vitkus ist eine 104 Jahre alte Immigrantin aus Litauen, boshaft, mit dem Leben hadernd. Unterstützung im Haushalt soll sie von einem elfjährigen Pfadfinder erhalten, der eine Menge Ticks hat. Etwas hat aber der Junge, das Ona ihr Misstrauen aufgeben lässt. Vielleicht ist es sein mangelndes Selbstbewusstsein oder sein Interesse an ihrem Leben oder seine Leidenschaft für das Guinness-Buch der Rekorde. Jedenfalls entsteht zwischen beiden eine enge Freundschaft. Zwei gemeinsame ehrgeizige Projekte haben sie: Erstens will und soll Ona es aufgrund ihres Alters zu einem Eintrag ins Guinness-Buch schaffen und zweitens ist sie dem Jungen Interviewpartnerin für eine Schulhausaufgabe. Nachdem er eines Tages plötzlich stirbt, kommt fortan statt seiner sein Vater Quinn, ein Gitarrist ohne durchschlagenden Erfolg, der zu seinem Sohn nie eine Beziehung hat aufbauen können. Quinn und Ona freunden sich an und über Ona lernt Quinn seinen verstorbenen Sohn kennen.

Dies ist ein außergewöhnlicher Roman über die Themen Kummer, Verlust, Tod, Hoffnung und Freundschaft. Obwohl sehr traurig, lässt er einen überhaupt nicht sentimental oder gar depressiv werden. Sehr beeindruckend sind die Romanfiguren, allen voran „der Junge“, dem man nur auf wenigen Seiten zu Anfang begegnet, der aber dennoch wie ein roter Faden durch die ganze Geschichte läuft. Seine Stimme klingt immer wieder durch, selbst in den Kassettenaufnahmen über Onas Leben, die nur von ihr besprochen werden. Überhaupt sind diese Aufnahmen, die regelmäßig im Wortlaut eingestreut werden, ein gelungenes technisches Mittel. Denn obwohl die Geschichte in der Gegenwart angelegt ist, erfahren wir auf diese Weise so viel über Onas Vergangenheit. Der Junge bleibt vornamenlos, braucht aber auch gar keinen Namen. Am Ende zeigt er allen, worauf es im Leben ankommt. Jede der weiteren Romanfiguren lernt durch ihn wichtige Dinge über sich selbst und dass sie von mehr Wert ist als selbst angenommen. Auch erst zu diesem späten Zeitpunkt erfahren wir Einzelheiten zu dem morgendlichen Ausflug des Jungen auf dem Fahrrad (das passender Weise auf dem Cover abgebildet ist), der ihm den Tod gebracht hat. Diese Passage ist noch einmal sehr berührend geschrieben.

Ein Buch, das ich uneingeschränkt empfehlen kann.