Freundschaft

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Nachdem Quinns 11-jähriger Sohn unerwartet verstorben ist, übernimmt Quinn dessen Pfadfinder-Dienst bei der 104-jährigen Ona. Quinn versteht nicht, warum sein Sohn von Ona so begeistert war. Aber eigentlich hat er seinen seltsamen Sohn nie so recht verstanden: sein Zählen, das Erstellen von Listen, seine Begeisterung für Rekorde. Jetzt kommt Quinn nicht mit seinen Gefühlen klar. Er ist nicht in der Lage, richtig um seinen Sohn zu trauern, er hat Schuldgefühle, weil er jahrelang als Musiker auf Tour war und dabei seinen Sohn nicht gesehen hat. Er hat nie richtig Zugang zu ihm gefunden. Dass der Junge kein musikalisches Talent hat, hat die Sache nicht vereinfacht.

Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. In Rückblenden erfährt man Onas Lebensgeschichte, die der Junge für ein Projekt auf Band aufgenommen hat. Auf dem Band ist immer nur Ona zu hören, der Junge sagt nichts, er hat seine Fragen aufgeschrieben. Man lernt den Jungen, dessen Name in dem ganzen Buch nie erwähnt wird, also nur über Onas Antworten und ihre Reaktionen auf seine Fragen kennen. Das ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, aber ein interessanter erzählerischer Kniff. Dadurch ist man sich die ganze Zeit bewusst, dass der Junge nicht mehr da ist.
In den übrigen Abschnitten geht es weniger um die Freundschaft zwischen Ona und dem Jungen, als mehr um die sich langsam entwickelnde Beziehung zwischen Quinn und Ona, zwischen Quinn und seiner Ex-Frau und um Quinns Leben als Berufsmusiker.

Dis Geschichte lebt von den außergewöhnlichen Charakteren und ihren Beziehungen zueinander. Teilweise sehr emotional – vor allem die trauernde Mutter -, teilweise abgeklärt – Ona –, ratlos wie Quinn. Manchmal witzig, manchmal tiefsinnig. Es ist eigentlich nicht die Geschichte des Jungen, er ist der Auslöser, dann wird die Geschichte zu der von Quinn und Ona, ihrer Vergangenheit, ihrem Treffen und dem Entwickeln einer neuen Freundschaft. Langsam beginnt Quinn sich selbst und seinen Sohn besser zu verstehen und am Ende begreift er, dass sie nie so unterschiedlich waren, wie er gedacht hatte.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen.