„Big Sky Country“ hat mich etwas ratlos zurück gelassen.

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„Big Sky Country“ von Callen Wink ist eine typische Comming-of-Age-Geschichte mit leichten Zügen eines Roadtrip-Romans. Die Eltern der Hauptfigur August werden sehr jung Eltern und trennen sich als August noch relativ jung ist. Die Mutter hält es auf der Farm des Vaters nicht mehr aus und er betrügt sie. August wächst dann bei seiner Mutter auf.
August ist ein stiller Junge, den es nicht stört allein zu sein. Erst durch das Football spielen an der Schule blüht er ein bisschen auf. Nach der Schulzeit entscheidet er sich gegen den Wunsch der Mutter zu studieren und fängt stattdessen an als Aushilfskraft auf einer Farm zu arbeiten.

„Big Sky Country“ hat mich etwas ratlos zurück gelassen. Auf der einen Seite hat Wink einen solch süffigen Schreibstil mit einer unsentimentalen Prosa, die fast süchtig macht beim Lesen. Gerade die Landschaftsbeschreibungen, des naturbelassenen Amerikas, sind herausragend. Auf der anderen Seite passiert in dem Buch nicht viel, vor allem nichts unerwartetes. August arbeitet jeden Tag auf der Farm, am Wochenende trifft er sich mit seinem Freund, zwischendurch gibt es Telefonate mit seiner Mutter und seinem Vater, die jedesmal nach dem selben Schema ablaufen. Hierbei muss erwähnt werden, dass die Telefonate mit seinem Vater sehr gut beschrieben sind und ihnen eine Traurigkeit anhaftet, die herzzerreißend ist. Dann wiederholt sich alles, wieder und wieder. Die tiefen Probleme, die er mit sich, seinen Eltern und der Umwelt hat, werden fast gar nicht aufgearbeitet, sondern bleiben leer im Raum stehen.

Viele der Nebencharaktere, deren Geschichte viel interessanter klang als die der eigentlichen Hauptfigur, werden in einem Nebensatz fallengelassen und tauchen nie wieder auf. So ist es auch mit vielen Episoden in dem Roman. Als Beispiel dient hier besonders gut, dass August nach Footballspielen über Kopfschmerzen klagt, das geschieht bestimmt 5-6 mal im Roman. Die Geschichte löst das aber an keiner Stelle auf. Warum wird es dann so präsent erzählt, wenn es nichts zu bedeuten hat. (Nach alter Tschechow-Tradition: Wenn im ersten Akt ein Gewehr an der Wand hängt, dann wird es im letzten Akt abgefeuert.)

Generell sind die Charaktere in „Big Sky Country“ eher eindimensional und stereotypisch, besonders deutlich wird das anhand der Männer - Frauen Konstellationen. Alle Männer in diesem Buch sind hartarbeitende Farmer oder der gleichen, mit Schwielen an den Händen, die sich für wenig anderes als für die Landwirtschaft Interessieren und definitiv noch nie den Begriff Toxische Männlichkeit gehört haben. Die Frauen hingegen, sind die schönen, die die begeistert Lernen, Lesen und Kochen. Die nicht auf einer Farm leben wollen, sonder liebe Studieren.

Diese Eindimensionalität betrifft nicht nur die Nebenfiguren sondern auch August. Das ist bis zu einem gewissen Grad so gewollt, es geht schließlich um einen Jungen, der im Begriff ist Erwachsen zu werden, aber ein paar mehr Konturen hätten der Hauptfigur und auch der Gesichte nicht geschadet.

„Big Sky Country“ ist der erste Roman von Callen Wink, zuvor hat er nur ein Buch mit Kurzgeschichten herausgebracht. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, das diese gut sind, da Wink ein außerordentliches Schreibtalent hat und das merkt man „Big Sky Country“ auch an. Lohnt es sich jetzt überhaupt das Buch zu lesen?

Definitiv ja, auch wenn mich die Geschichte nicht überzeugen konnte, bin ich in den Genuss einer fantastischen Prosa gekommen und bin gespannt was für Perlen uns der Autor noch beschenken wird.

Eine Leseempfehlung!
(Note: 3-)