Bull in the Ring

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owenmeany Avatar

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In den Weiten Montanas ist der junge August unterwegs, um für sein Leben eine Richtung zu finden. Die anrührende Prologszene schildert die ungewöhnliche Namensgebung noch während der Schwangerschaft nach seinem Geburtsmonat, aber als die Story einsetzt, ist die Idylle längst verflogen, weil sich beide Elternteile auseinanderentwickelt haben.

Rau geht es zu auf der Farm: August hat im Auftrag seines Vaters die überhand nehmenden Katzen zu beseitigen und dies zu dokumentieren, indem er die abgetrennten Schwänze auf ein Brett nagelt. Trotzdem nimmt man das alles als Leser wie durch einen Weichzeichner wahr, denn die Ereignisse schildert Wink ganz lakonisch aus Augusts Sicht. Er akzeptiert wohl den Lauf der Dinge relativ kritiklos, auch die auseinanderdriftende Beziehung der Eltern, die schließlich den Umzug mit der Mutter bewirkt, weil sich diese als Bibliothekarin geistig mehr entfalten möchte.

Tiere werden geliebt und nach Bedarf getötet, die Jungs müssen jederzeit auf Verlust gefasst sein, und so sind auch ihre Kameradschaften geprägt von fatalistischen Gesprächen und Prügeleien, da hat „Psychogedöns“ keinen Platz.
Die Weltgeschichte mit dem Angriff auf das World Trade Center und dem Afghanistankrieg wird gestreift, aber in den Abschlussjahren der High School spielt natürlich der erste Sex eine ebenso große Rolle. Stark und unabhängig treten die Frauen auf, trotz des ganzen Machogehabes und durchaus schlimmen Übergriffen.

August kann in einem von der Mutter gewünschten Studium keine Perspektive erkennen, sondern probiert sich lieber in wechselnden Anstellungen in der Landwirtschaft aus, die ihn mit problematischen Figuren zusammenbringt. Ein alternativer Blickwinkel entsteht durch die Gruppe der Hutterer. Die praktische Arbeit und das nicht immer erfolgreiche Meistern von Konflikten lassen August reifen, bis ihn ein Unfall noch einmal zum Innehalten und Reflektieren zwingt. Am Ende schließt sich der Kreis auf überzeugende Weise.

Eine mindestens so große Rolle wie die Protagonisten spielt die Landschaft Montanas und der durch die Arbeit auf der Ranch bedingte Lebensstil. Man erfährt vieles über den Umgang mit Agrarmaschinen. Manche Episoden kann man erst im Nachhinein einordnen, aber auf der letzten Seite angekommen habe ich fasziniert durchgeatmet und mich gefreut, wie sich am Ende alles fügt. Zwar steht August dann immer noch am Anfang von etwas, doch er hat die Weichen gestellt und weiß, dass er sich auf sich selbst verlassen kann.