Coming-of-Age-Roman mit meisterlicher Erzählkunst

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kokoloreslot Avatar

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Das Leben des dreizehnjährigen August verändert sich schlagartig, als er nach der Scheidung mit seiner Mutter nach Montana zieht. Getrennt von seiner Heimat Michigan versucht der wortkarge Junge sich in neuen Dingen, verliebt sich in die Landschaft, löst sich von den Erwartungen anderer und träumt von der Einfachheit des amerikanischen Landlebens. Erwachsensein heißt für ihn, in Ruhe leben zu können, ohne die Gegenwart anderer ertragen zu müssen, die er sich nicht ausgesucht hat.
Es geht um einschneidenden Ereignisse, wie den 11. September und seine Folgen; Veränderungen, die wehtun und die Entwicklung zu einem Mann, der weiß, was er will. Es geht aber auch um die Schönheit des Lebens: das erste Herumfahren mit dem eigenen Auto, einprägsame Worte, die erste Liebe, kulturelle Eigenheiten, Glühwürmchen und die Schönheit des Landes.

Mir hat dieser unaufgeregte, tiefsinnige Roman gut gefallen. Es bleibt vieles unausgesprochen, wird nur angerissen und trotzdem macht letztlich alles einen Sinn. Einige Passagen haben bei mir bleibende Eindrücke hinterlassen. Ich mochte August Art, der Schwierigkeiten hat, seine Gefühle zu deuten. In meinen Augen ist die Erzählkunst meisterhaft, die Handlung erfordert hingegen literarischen Spürsinn für das Schöne und ist nicht jedermanns Sache: die kraftvollen Flüche, die ruhige Erzählweise, die Gewalt gegenüber Tieren, die männlichen Gedanken über Frauen, Alkoholkonsum und Schlägereien, unverblümt und radikal.

Ein pointiert-ehrlicher Roman über das Erwachsenwerden zwischen dem verlorenen Amerika und der eigenen Männlichkeit, mit erzählerischer Leichtigkeit, prägenden Bilder und unterschwelliger Spannung. Ein gelungener Spagat zwischen inhaltliche Tiefe und scheinbar belangloser Einfachheit.