Stark erzählt

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hiclaire Avatar

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Das stimmungsvolle Cover ist es gewesen, das mich überhaupt erst in die Leseprobe hat schauen lassen, während ich mit der Kurzbeschreibung eher wenig anfangen konnte. Und dann waren es Sprache und Erzählweise, die mich für die Geschichte eingenommen haben. Denn es beginnt mit einer berührenden Szene in auffallend schöner Sprache. Ein junges und unbeschwert glücklich scheinendes Paar verhandelt über den Namen ihres ungeborenen Kindes – es sind Bonnie und Dar, Augusts Eltern.

Augusts erste Jahre zeugen von einer glücklichen und behüteten Kindheit, danach wird es schwieriger, aber nicht wirklich problematisch. Seine ganz und gar unterschiedlichen Eltern liefern sich einen Kleinkrieg, der mal mehr, mal weniger subtil geführt wird und entfernen sich zusehends voneinander, irgendwann auch räumlich. Sie haben einfach grundsätzlich verschiedene Vorstellungen vom Leben und auch ihre Ideen, „Augies“ Zukunft betreffend, gehen nahezu diametral auseinander. Doch trotz alldem spürt man, dass beide ihren Sohn lieben, respektieren, ihn seinen Weg suchen lassen und zugleich immer wieder signalisieren, dass sie für ihn da sind.

Man begleitet August durch seine Kindheit und Jugend (dieser Teil gefiel mir besser), den größeren Raum nimmt die Zeit nach seinem High-School-Abschluss ein (der mir weniger zusagte). Schon immer kann er gut allein sein und ist gern für sich, aber kein Außenseiter. Für einen so jungen Mann ruht er erstaunlich in sich selbst und zeigt seine Gefühle nur selten, auch nicht dem Leser.

Auf den letzten Seiten öffnen sich neue Perspektiven, nicht nur für August, allerdings ruhig und unspektakulär, da bleibt sich die Geschichte auch am Ende treu. Besonders aufregend war es nicht, noch nicht mal besonders unterhaltsam - eigentlich zu viel Farmarbeit, zu viel Landschaft, zu melancholisch-monoton, zu viel „Jungs“ für meinen Geschmack, und dann auch noch so amerikanisch… Aber insgesamt habe ich diesen Roman doch ganz gern gelesen. Sprachlich und erzählerisch hatte er seine Höhepunkte. Besonders mochte ich die klugen, intellektuell angehauchten Gespräche mit seiner Mum und die wortkargen Dialoge mit seinem Vater, in denen es meist um das Wetter geht, die aber manchmal eine verblüffende Tiefe offenbart haben und diese ruhige, unspektakuläre Sicht auf das Leben.