Alles bestens ...

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kainundabel Avatar

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… lautet die Antwort auf die Frage: “Und bei euch zu Hause? Alles in Ordnung?“
Siegfried Hormann erfüllt anfangs der 1980er-Jahre mit seiner Firma Hormann Massiv Haus auch den weniger Begüterten den Traum vom eigenen Heim. Jetzt kann die Familie sich ganz standesgemäß geben, schließlich hat man es ja zu etwas gebracht. Die Kinder lernen schnell, sich in der Schule von ihren Altersgenossen fernzuhalten, diesen Bauerntrampeln, die penetrant nach Kuhstall riechen. Schließlich ist man ja was Besseres, und auf’s Gymnasium schaffen die es eh nicht. Daniel Hormann, der jugendliche Ich-Erzähler, lässt schnell erkennen, in welchen Kreisen er und seine Familie sich bewegen, obwohl er schon ahnt, dass die Fassade des Wohlstands bröckelt. Als der Vater wegen mangelnder Aufträge als mehr oder weniger erfolgloser Vertreter für Wasserfilter durch die Lande zieht und die Mutter einen Wollladen eröffnet, ist klar, dass man eigentlich pleite ist.
Christian Schünemann macht den Leser:innen von Anfang an klar, wie in der Architektenfamilie der Hase läuft, und nach Reichtum klingt es nicht gerade, wenn überall durchs undichte Dach das Regenwasser in die häusliche Idylle eindringt. Jetzt heißt es: Bloß den Schein wahren! Der Autor erzählt die Geschichte seiner eigenen Familie so flott und mit treffend-ehrlichen und tragikomischen Worten, dass man ihm gerne folgt, nachdenklich, amüsiert, schmunzelnd, mitfühlend. Dabei streut er immer wieder retrospektivische Phasen ein, die die Historie seiner Großeltern wiedergeben. Die beiden noch lebenden Großmütter dürfen nämlich keinesfalls erfahren, wie es um Familie Hormann bestellt ist. Und die erweist sich als ausgesprochen erfindungsreich, selbst wenn der Gerichtsvollzieher den Kuckuck längst an den Fernseher und unter den Klavierdeckel geklebt hat. Mit Vergnügen folgt man dem turbulenten Auf und Ab der Familie Hormann, die über viel Fantasie und Einfallsreichtum verfügt, bloß: Mit Geld umgehen kann sie nicht. Lesevergnügen pur -eben „Alles bestens!“