Den Schein bewahren…

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
tinten_fischchen Avatar

Von

Christian Schünemanns Roman „Bis die Sonne scheint“ eignet sich hervorragend zum dahinlesen. Stil und Aufbau haben mir gut gefallen. Das Buch gliedert sich in zwei Teile, die abwechselnd erzählt werden.

Der Hauptteil wird aus Sicht des Ich-Erzählers Daniel Hormann erzählt. Mit Daniels Augen werden wir Zeuge, wie die Geldsorgen überhandnehmen und die Idylle langsam zerfällt. Daniel ist noch sehr jung und er versteht das alles noch nicht. Seine Naivität und seine fehlende Lebenserfahrung werden gut dargestellt. Noch ist Daniel jemand, der vieles nachplappert und die Muster und Eltern unbewusst übernimmt. Das alles wird großteils mit einer Leichtigkeit erzählt, erst im späteren Teil spürt man etwas von der emotionalen Wucht der Situation.

Der andere Teil widmet sich der Familiengeschichte. Sowohl die Geschichte der Großeltern, Eltern und weiteren Verwandten wird erzählt. Hier geschieht sehr viel, wir erleben den zweiten Weltkrieg, diverse Krisen, den Aufschwung. Stilistisch werden die Ereignisse aber oft nur aufgezählt, was zu einer Distanz beim Leser führt. Die Gräuel des Krieges, werden nur kurz erwähnt. Man hört förmlich ein „Das war früher halt so“. Am Schluss erfährt man, dass das Buch autobiographisch ist. Es macht also Sinn, dass der Autor nicht über die Motive seiner Ahnen spekuliert sondern eher ihre Taten beschreibt.

Allerdings bleiben die meisten Figuren daher auch nur schemenhaft. Lediglich Daniel und seine Mutter Marlene bilden eine Ausnahme. Für mich funktioniert das Buch auch nur zum Teil. Ja, es ist gut geschrieben, hat humorvolle Momente, und der Entwicklungsroman-Teil hat mir sehr gut gefallen. Zu den ganzen Ahnen fand ich aber nur schwer einen Zugang.

Das Coverbild gefällt mir sehr gut, die Aufmachung des Buches ist edel.