Nach außen den Schein wahren

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maria-luise Avatar

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Der Autor versteht sein Handwerk, denn er weiß genau, was er erzählen will und geht diesen Weg zielsicher. In seinem neuen Roman „Bis die Sonne scheint“ erzählt Christian Schünemann, von seinen eigenen Kindheitserinnerungen.

Im Mittelpunkt der Geschichte, steht der 14jährige Daniel mit seinen Kindheitserinnerungen und Wahrnehmungen, die das verstörrende Familienverhältnis der Hormanns in den 80er Jahren wiederspiegelt.

Daniel freut sich auf seine Konfirmation und träumt von einem blauen Samtsakko und grauer Flanellhose. Danach soll er mit dem Schüleraustausch nach Frankreich reisen. Oh, wie freut er sich, Philip wieder zu sehen und eine schöne Zeit mit ihm zu verbringen! Daniel kann es kaum erwarten und freut sich im Stillen auf seine Konfirmation und besonders auf die Geldgeschenke.
Doch sein Traum zerplatzt aus heiterem Himmel, als er seine Eltern belauscht, die völlig pleite sind. Seine Eltern wissen nicht mehr, wie sie die sechsköpfige Familie über die Runden bringen sollen. Ideen haben sie viele aber nichts will so recht gelingen, denn kaum haben sie ein wenig Geld in der Hand, ist es auch schon wieder für unnötige Dinge ausgegeben. Selbst den Gerichtsvollzieher und die aufgeklebten Kuckkucks, nehmen sie nicht Ernst, sondern eher mit Humor!

Zwischendurch zweifen Daniels Gedanken zu seinen Großeltern ab, die eigentlich zu der Generation des Schweigens gehören und trotzdem weiß er erstaunlich viel über deren hartes Leben während der Kriegszeiten. Seine Erinnerungen an seine Großeltern, erzählt er nüchtern und ungeschont offen.

Währenddessen versucht Daniels Mutter mit Handarbeiten, die Familie über Wasser zu halten, doch das bisschen Geld ist schnell verpufft und reicht nicht mal fürs Nötigste. Sein Vater ist Architekt und nach seiner misslungenen Selbständigkeit, nicht mehr flexibel genug, um sich eine Arbeit zu suchen. Schade um die verlorenen Chancen!

Trotz ihrer vier Kinder, verschließen die Hormanns leider immer wieder die Augen vor der Realität und leben nach dem Motto, es wird schon irgendwie weitergehn.

Fazit:
Der Autor hat mit einer klaren Sprache, die äußeren und inneren Familienverhältnisse seiner eigenen Kindheitserinnerungen locker und angenehmn, erzählt. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass mir teilweise die Emotionen fehlen, wodurch die Geschichte leider etwas kühl wirkt.
Von mir 4 von 5 Sternen!