Scheitern ist relativ

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„Bis die Sonne scheint“ ist Christian Schünemanns ganz persönliche Version seiner bewegten Familiengeschichte, die er aus Briefen seiner Mutter, lokalen Archiven und seiner eigenen Erinnerung rekonstruierte. Da Erinnerungen ja bekanntlich trügen, haben alle Charaktere neue Namen bekommen. Wir dürfen Daniel, dem jüngsten von vier Kindern, über die Schulter schauen und mit ihm die turbulente Zeit rund um seine Konfirmation miterleben, in der seine Familie plötzlich mit ihrer fehlende Existenzgrundlage konfrontiert wird. Doch Familie Hormann gibt nicht auf und findet kreative Wege, um nicht nur das beste aus der Situation zu machen, sondern die Situation als solche überhaupt gar nicht so sehr als Problem warzunehmen.
Das Buch liest sich ein bisschen wie im Zeitraffer. Wir rasen mit durch die besonderen Erlebnisse der Generationen - und Daniel beobachtet die Gegenwart, die um ihn herum geschieht, fast wie in einen Film, und wertet sie kaum. Dass jeweils drei von Daniels Französischvokabeln die Geschehenisse der Kapitel vorweg andeuten hat mir gut gefallen. Und auch auch das physische Buch liegt mit seiner perfekten Größe und dem Stoffeinband auffallend angenehm in der Hand.
Wer gerne Familiengeschichten durch die Generationen liest oder mal einen optimistischeren Blick auf das, was manche vielleicht ‚Scheitern‘ nennen würden, gewinnen möchte, dem sei dieses Buch empfohlen.