Ende und Tiefpunkt einer Tetralogie

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
anonymous Avatar

Von

Stephenie Meyer hat mich mit ihren ersten drei Biss-Werken so gefesselt, dass ich den deutschen Erscheinungstermin des vierten Bandes nicht mehr abwarten konnte und mir den vierten und letzten Biss-Band im Herbst auf Englisch gekauft habe. Was sich in Band 2 und 3 schon angedeutet hat, wurde leider bei der Lektüre von "Bis(s) zum Ende der Nacht" (bzw. Breaking Dawn) relativ schnell bestätigt: die Qualität ist der Autorin irgendwo unterwegs abhanden gekommen, und ist im vierten Band auf dem absoluten Tiefpunkt angelangt.

Die Handlung kommt unheimlich aufgebläht daher, seitenweise werden Dinge breitgetreten, die dem Leser längst klar sind - "getarnt" als Naivität der tollpatschigen Bella, die bekanntermaßen vieles erst sehr spät begreift. Teilweise ist die Blauäugigkeit von Bella und auch den Cullens einfach nicht mehr glaubwürdig, und die Auflösung von seltsamen aber leicht durchschaubaren Begebenheiten über zig Seiten hinweg nervt einfach. Ich möchte keine Details aus dem Buch verraten, aber einige Plots sind dermaßen an den Haaren herbeigezogen und so absurd, dass sie selbst für einen Fantasy-Roman zuviel des Guten sind. Die Handlung wirkt sehr konstruiert, Probleme, die drei Bände lang problematisiert wurden, lösen sich - mir nichts, dir nichts - in Wohlgefallen auf. Die größte Enttäuschung war für mich das Ende, auf das lange hingearbeitet und für das Spannung aufgebaut wurde, das dann letztendlich aber absolut unspektakulär daher kommt. Das Ende der vierbandigen Biss-Saga - die letzten Seiten, auf die wir alle so lange hingefiebert haben! - hätte wirklich einen besseren Showdown verdient.

Aber natürlich ist nicht alles mies ; ) glücklicherweise hat sich Stephenie Meyer ihren charmanten, humorvollen Schreibstil erhalten, mit dem sie die Figuren so liebevoll und greifbar beschreibt. Bella ist tollpatschig wie eh und je, Edward ist cool und sexy wie man ihn kennt, und das ist es doch im Kern, wovon die Biss-Saga lebt (für mich zumindest). Auch beim vierten Biss-Band mußte ich beim Lesen regelmäßig laut auflachen, wenn die Autorin wieder einmal ihren subtilen, trockenen Humor in die Story eingebaut hat. Und wenn auch die Handlung in meinen Augen ganz schön zu wünschen übrig lässt, war das Lesen von "Bis(s) zum Ende der Nacht" mit einem Wort: ein Genuß : ).

FAZIT: Wegen der mieserablen, langatmigen, stellenweise unglaubwürdigen Handlung gebe ich diesem Buch ein "ganz ok". Das Lesen hat dank der wunderschönen Schreibweise und meiner Sympathie zu der Biss-Saga als solche zwar Spaß gemacht, wäre ich dem Biss-Wahn aber nicht schon vor Band 4 verfallen gewesen, hätte ich ihn vermutlich nicht zu Ende gelesen. Band 4: nur etwas für Fans von Bella und Edward.