Perfekter Schein

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heather_h Avatar

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*INHALT*
Mabel bewundert ihre Zimmergenossin Ev Winslow; sie ist schön und schlank, intelligent, selbstbewusst und stammt aus einem reichen Elternhaus. Als Ev sie einlädt, den Sommer in Winloch zu verbringen, dem Landsitz der Familie, muss Mabel nicht lange überlegen.
Dort angekommen, genießt sie die Idylle: Sie bewohnt mit Ev ein eigenes Häuschen, und kann sich die Tage mit süßem Müßiggang vertreiben, Segelturns und Schwimmen oder Sonnen am Strand bestimmen ihren Tagesablauf, ebenso wie ihre erste große Liebe. Bis sie allerdings von Tante Indo dazu aufgefordert wird, sich mit der Familiengeschichte auseinander zu setzen, und Mabel eine Entdeckung macht, die die gesamte Idylle in sich zusammen stürzen lässt. Hin- und her- gerissen zwischen dem Wunsch, dazu zu gehören und eine Winslow zu werden, und dem Drang, die Wahrheit zu erfahren und aufzudecken - koste es, was es wolle -, muss Mabel Entscheidungen treffen, die nicht nur ihr eigenes Leben für immer verändern werden...

*MEINE MEINUNG*
Das Buch beginnt relativ unspektakulär mit der Geschichte, wie Ev und Mabel sich kennenlernten und langsam eine Freundschaft entstand. Und auch in Winloch angekommen, steigert sich die Spannung nur langsam, durch hier und da angedeutete Seltsamkeiten, die Mabel auffallen. Wieso besteht Evs Mutter darauf, dass sowohl an der Eingangstür, als auch an Evs Schlafzimmertür von innen Riegel angebracht werden? Trotzdem ist der Anfang nicht langweilig, ganz im Gegenteil. Durch die längere Einführung und sorgfältige Beschreibung der Charaktere bekommt man einen Überblick über die sehr große Familie und kann auch später die Figuren eindeutig auseinander halten.

Mabel erzählt aus der Ich-Perspektive und bald wird dem Leser klar, dass sie die Geschichte zu einem späteren Zeitpunkt erzählt und deswegen ihre eigene Naivität und ihren Gutglauben an einigen Stellen selbst erkennen und kritisch hinterfragen kann. Der Erzählstil gefiel mir sehr gut, er liest sich angenehm, flüssig und hat mich sehr schnell gefangen genommen, da die Autorin sehr viel Liebe zum Detail zeigt und mit manch wunderschönen Sätzen überraschte, wie:
"Bei uns in Oregon war Schnee ein Geschenk, zwei Tage Puderzucker, die wir uns mit endlosen Monaten grauem, tropfendem Himmel verdienen mussten."

Die Figuren sind klasse ausgearbeitet - man kann sie sich richtig gut vorstellen und sie wirken sehr authentisch. Auch wenn einige von Anfang an nicht sympathisch sind oder stellenweise nicht nachvollziehbar agieren, beginnt man sie zu verstehen, sobald man zusammen mit Mabel hinter die Fassade blickt. Gerade durch die unterschiedlichen Charaktere entspinnt sich zwischen den Figuren oftmals eine unterschwellige Spannung, die zusammen mit dem Spannungsbogen der Haupthandlung eine unwiderstehliche Mischung ergibt, und gerade in der zweiten Hälfte des Buches dazu führte, dass ich es nur widerwillig aus der Hand legte und schnellstmöglich wieder weiter las.

Miranda Beverly-Whittemore ist ein Name, den ich mir merken werde, und ich kann dieses Buch nur wärmstens weiter empfehlen.