Ein musikalischer Mörder?

Bei _ **Blaue Augen** _ von **Joanne Harris** fällt einem zunächst die ungewöhnliche Struktur auf: der Roman ist in Form eines Internet-Blogs geschrieben, teils öffentlich zugänglich, teils mit restriktivem Zugang. Und je nach Gemütslage, mit der passenden musikalischen Untermalung.

Bei dem Blogger handelt es sich um einen "Freak", einen 42-jährigen Mann namens Winter, genannt B.B., aus Malbry. Und er bedient alle Vorurteile, die für psychopatische Serienkiller allgemein typisch sind: z.B. hat er bereits als Kind Tiere gequält und getötet. Auch zu seiner Mutter hat er ein unnatürliches Verhältnis. Denn er lebt immer noch mit ihr unter einem Dach. Garantiert hatte er bei dem (Unfall-)Tod seines Bruders Nigel ebenfalls seine Finger im Spiel... "Ma" Winters Persönlichkeit ist meiner Meinung nach aber genauso gestört, so wie sie ihren Sohn manipuliert...

Doch nichts ist, wie es scheint."B.B." steht für "boesebuben", dem Internetforum, in dem der Held postet bzw. für "Blueeyedboy", dem englischen Originaltitel. Wenn jemand "blauäugig" ist, bedeutet das im Deutschen ja auch oft, dass der Betreffende naiv und weltfremd ist, aber auch gutgläubig und unkritisch.

Ein brandaktuelles Thema also, denn viele Menschen, insbesondere Jugendliche sind heute emotional abhängig von virtuellen Freunden und Gemeinschaften, obwohl diese Kommunikationswege oft gefährlich sind, weil sie mit der realen Welt nix zu tun haben und man nicht wirklich weiß, was ist Sein und was ist Schein.

Frau Harris hat sich einen originellen Erzählstil ausgedacht, dazu eine ungewöhnliche Story... die auf den Leser eine Faszination ausübt, der man sich nicht entziehen kann und nach der Leseprobe unbedingt wissen möchte, wie die Geschichte von B.B. weiter geht. Doch das Buch hat mich dann enttäuscht: Ab der Mitte habe ich den Überblick und damit das Interesse verloren und nur noch quer gelesen.

Deshalb "nur" 2 von 5 Sternen (für die Idee und die Form).