Vierbeinige Italiener

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Bei "Blut und Barolo" handelt es sich um einen außergewöhnlichen Roman, denn die Protagonisten sind größtenteils Hunde. Nur sehr wenige Menschen kommen in diesem Roman zu Wort.
Haupt-Akteure sind der alte Trüffelhund Giacomo und das kleine Windspiel Niccolò. Eigentlich sind die beiden, zusammen mit der Spaniel-Hündin Canini und der jungen Wolfs-Forscherin Isabella, im Schlosspark von Stupinigi unterwegs, um ein Rudel Wölfe zu beobachten, aber dann findet Giacomo ein altes Tuch in einem Baumstamm, das nach Trüffel duftet. Wie sich herausstellt, handelt es sich um das kurz vorher gestohlene Sindone.  Wenig später wird Isabella verhaftet, und die Hunde stehen alleine da.
Mit großem Eifer und viel Energie macht sich Giacomo auf den Weg nach Turin , seine Besitzerin zu befreien und das Rätsel um das gestohlene Grabtuch zu lösen.  Dabei treffen er und seine beiden Freunde immer wieder neue Hunde, die ihm bei seiner Suche  und der Aufklärung des Falls behilflich sein wollen.
Mit viel Phantasie beschreibt der Autor die verschiedenen Hunderassen und ihre Eigenheiten und ordnet ihnen unterschiedliche Charakter- und Wesenszüge zu.
Eindeutiger Sympathieträger war für mich Giacomo. Man spürt immer wieder die Liebe des Autors zu einem guten Wein, die er auf seinen vierbeinigen Helden überträgt. Wenn der alte Lagotto Giacomo von leckerem Essen und einem Schüsselchen Barolo schwärmt, ist mir nicht nur einmal das Wasser im Mund zusammengelaufen. Oft mußte ich über die Gedankengänge und Reaktionen des liebenswerten Trüffelhundes schmunzeln. Köstlich amüsiert habe ich mich beispielsweise bei der Schilderung der Weinprobe, in die Giacomo hineingeraten ist.
Anfangs habe ich mir etwas schwer getan, manche Begebenheiten und Handlungen der beteiligten Menschen zu verstehen, was sicher beabsichtigt ist, denn der ganze Fall wird ja aus Sicht der Hunde abgewickelt, die größtenteils die menschliche Sprache nicht verstehen.  Leider gerät dabei der eine oder andere wichtige Aspekt wieder in Vergessenheit, weil es bis zur Auflösung zu lange dauert und einfach zu viel passiert. Die verschiedenen Handlungsstränge, mit immer neuen Hunden, machen das ganze teilweise etwas verwirrend.
Nicht so ganz konnte ich mich mit den religiösen Gesprächen und Gedanken der Tiere anfreunden, denn das scheint mir doch etwas zu menschlich dargestellt und zu abwegig.
Zum großen Finale wird die ganze Sache dann etwas chaotisch und unübersichtlich. Die Ereignisse überstürzen sich, wie bei einem Feuerwerk, und es bleiben leider auch einige Fragen offen.
Insgesamt finde ich das Buch jedoch absolut lesenswert und spannend. Auch die Ausstattung und Einbandgestaltung gefällt mir sehr gut. Der Ausschnitt eines Stadtplans von Turin hinten im Buch ist sehr hilfreich, wenn man die Abenteuer der Vierbeiner verfolgen möchte.

Liebe Grüße Klusi