Der Herr der Puppen

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zoe2018 Avatar

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_ **"Blutsommer"** _ steht auf meiner Wunschliste, seitdem ich in "Ich bin der Herr deiner Angst" eine Empfehlung für dieses Buch gelesen hatte.

Der Prolog hat mich dann jedoch ein wenig enttäuscht. Der Erzählstil von **Rainer Löffler** kommt zunächst ziemlich sperrig daher. Eine Familie stößt bei einem Grillausflug auf eine verweste Leiche. Wenn ich auf zwei Seiten hintereinander dreimal "O mein Gott!" lese oder genauso oft "Louisa! Lena!", dann finde ich das nicht sehr einfallsreich. Direkte Rede soll doch unmittelbar und anschaulich wirken und nicht nerven.

Als danach Martin Abel vorgestellt wird, eine Koryphäe für operative Fallanalyse (OFA) beim LKA in Stuttgart, wird die Schreibe deutlich lebendiger und die Geschichte auch glaubwürdig. Als der dazu noch auf seine neue Partnerin, Hannah Christ, trifft, menschelt es sogar. Beide werden zur Unterstützung der Polizei nach Köln geschickt, um einen Fall aufzuklären, dessen Modus Operandi auf einen Serienmörder, den s.g. 'Metzger', hindeutet.

Immer wieder werden Rückblenden in die Vergangenheit eingestreut, die die Geschichte des Killers erzählen. Leider folgt hier ein Klischee dem nächsten, denn der Mann, der sich selbst 'Herr der Puppen' nennt, ist in einer kaputten Familie aufgewachsen, hat ein gestörtes Verhältnis zu seiner Mutter (die er Hexe nennt), wird von deren Lover misshandelt, quält Tiere und landet schließlich im Heim.

Zu den Stärken des Romans zählt für mich, wenn Martin Abel und dessen außergewöhnliche Fähigkeiten als Fallanalytiker beschrieben werden. Hier hat der Autor gut recherchiert und bringt die teils recht befremdliche Arbeitsweise des Protagonisten sehr spannend und authentisch rüber. Wenn Abel sich in den Täter hineinversetzt und mit ihm quasi Zwiegespräche führt, erinnert das stark an die Serie von Val McDermid mit dem Profiler Tony Hill.

Durch die Flashbacks ist der Killer zwar recht früh bekannt, aber ist der 'Herr der Puppen' auch der 'Metzger'? Dass der Leser den ermittelnden Beamten hier immer einen Schritt voraus ist, hat mich nicht gestört, denn die wahre Identität des Täters wird erst ganz zum Schluss gelüftet. Sein krankes Verhalten verweist an einigen Stellen auf Norman Bates aus Hitchcocks Psycho. Und es gibt sogar einige recht skurrile Szenen, als Abel den tiefgekühlten Arm eines Toten als Werkzeug benutzt!

Fazit: "Blutsommer", das Thrillerdebüt von Rainer Löffler, kommt ziemlich blutig und unappetitlich daher, ein Buch mit hohem Ekelfaktor: Folter, Verstümmelung, Kannibalismus... ist also nix für zart besaitete Gemüter. Dennoch gibt es neben all dem Horror auch Momente zum Schmunzeln. Insgesamt hat dieser Auftakt einer neuen Serie mich gut unterhalten und so bin ich schon gespannt, wie es mit Martin und Hannah weitergeht. Aber es gibt auch noch Luft nach oben, z.B. würde ich gerne mehr über die Methoden der OFA erfahren, deshalb von mir 'nur' 4 \*!