Japanische Irrwege

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cara_11 Avatar

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Mein erstes Buch von Keigo Higashino, sicherlich aber nicht das letzte.
Auch wenn die ungewohnten japanischen Namen mir äußerst schwer im Gedächtnis haften geblieben sind, macht es Spaß, einen Krimi zu lesen, der nicht den klassischen westlichen Schreibmustern folgt.

In „Böse Absichten“ wird der Mord an dem bekannten Autor Kunihiko Hidaka untersucht und der Leser wird, durch verschiedene Aktennotizen und „Mitschriften“ einerseits eines Freundes des Autors (der, soviel sei von der Handlung bereits erwähnt, zusammen mit dessen Frau den Toten gefunden hat), andererseits vom leitenden Kriminalisten, der zufälligerweise diesen Freund auch von früher kennt, durch den Fall und an die Lösung herangeführt.

Nachdem man immer einen Blickwinkel der Geschichte erfahren hat, ist man natürlich auch begierig, die gleiche Situation aus den Augen der „Gegenseite“ zu erfahren. Die Story entwickelt sich rasch zu einem Pageturner, durch die unterschiedlichen Blickwinkel werden die Charaktere der Protagonisten natürlich auch verschiedentlich dargestellt, der Leser wird automatisch beeinflusst und folgt den überraschenden Wendungen, um dann festzustellen, dass er doch wieder in einer Sackgasse gelandet ist…..
Eigentlich kann man nicht von „einer“ Geschichte sprechen, sondern es wird eine Tatsache – der Mord – mit drei Varianten erzählt, doch ob die am Ende als „Wahrheit“ dargestellte Version tatsächlich auch so stimmt?
Ich fand die Story spannend, allerdings nervte es am Schluss ein wenig, dass eigentlich die „grundlegenden“ Details, die man zu Beginn als Schilderung wahrgenommen hat, sich zum Ende wieder als Finte herausstellen, und gleichzeitig die Auflösung des Falls auf vielen Details beruht, die der Leser nicht nachvollziehen kann, da hier nur Andeutungen gemacht werden bzw. viele der anfänglich gegebenen Details offensichtlich nicht korrekt waren.
Auch bleibt das eigentliche Motiv für die offenbar aus langer Hand vorbereitete Tat im Unklaren – denn nur mit Neid bzw. „weil ich ihn nicht mochte“ oder „weil er es zuließ“ ist diese akribisch vorbereitete Zerstörung eines Menschen logisch nicht zu erklären, v.a. da zumindest ein Beweis einer falschen Variante dieser Geschichte nicht kurzfristig zu organisieren war.
Am Ende des Buches war ich erstaunt, wie leicht man sich als Leser durch die Schilderung kleiner Episoden und Details ein Bild über den Charakter eines Protagonisten macht, das auch durch jede Menge gegenteiliger Darstellungen kaum mehr zu ändern scheint, worauf der Autor ja auch in einem Zitat anspielt. Mein Fazit: Spannend und auch ein wenig exotisch!