Vorsicht, zum Backen der Brote wird ein großer gusseiserner Topf benötigt!

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mrs-lucky Avatar

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Schade, das Buch bietet eine interessante Methode zur Teigzubereitung und -reife sowie eine tolle Aufmachung, leider verschweigen Beschreibung und Klappentext, dass das Backen der Brote ausschließlich in einem gusseisernen Topf mit mindestens 26cm Durchmesser möglich ist, der zumindest bei mir nicht zu meiner durchaus gut sortierten Küchenausstattung gehört. Da es zum Backen keinerlei Alternativvorschläge gibt und mich die Brote deutlich mehr interessiert haben als die Brötchen, ist das Buch für mich eine Fehlinvestition. Von einer weiteren Abwertung habe ich nur aufgrund es ansonsten ansprechenden und informativen Inhalts abgesehen.
Mit dem Thema Brotbacken beschäftige ich mich schon eine ganze Weile und habe schon verschiedene Bücher und Rezepte ausprobiert. Bei vielen Brotbackbüchern stört es mich, dass die Autoren ein umfangreiches und oft teures Equipment voraussetzen oder empfehlen, damit die von ihnen beschriebenen Rezepte auch tatsächlich funktionieren. So muss der Hobbybäcker bei Nichtgelingen den Fehler in seiner mangelnden Küchenausrüstung sehen und der Autor ist fein raus. Lutz Geisler preist an, mit seinem Buch könnten auf simple Art und Weise und ohne spezielles Zubehör wie teure Knetmaschinen oder spezielle Brotbacksteine perfekte Brote gebacken werden.
Die Tücke liegt jedoch im Detail, und auch er lässt sich ein Hintertürchen offen. Wie oben bereits erwähnt wird der eine oder andere an der exotischen „Backform“ scheitern, aber auch die Teigbereitung ist nicht ganz so unkompliziert, wie es der Klappentaxtsuggeriert.
In der Einleitung heißt es: “ Der Trick ist simpel. Du bereitest einen Teig etwa 24 Stunden vor dem Backen zu. Also zum Beispiel am Dienstag nach der Arbeit. Am Mittwoch nach der Arbeit formst du den inzwischen aufgegangenen Teig, lässt ihn eine Stunde reifen und schiebst ihn in den Ofen. Innerhalb von 2 Stunden ist dein Brot auf dem Tisch.“
Schaut man sich dann die Zubereitung im Detail an, sieht das ganze schon anders aus, denn der Teig soll nicht nur 20 bis 24 Stunden ruhen, sondern auch etwa alle 8 Stunden gefaltet und gedehnt werden. Wer berufstätig ist und nicht von zuhause aus arbeitet, muss bei der Pflege des Teiges also Kompromisse eingehen.
Ich habe mir dennoch die Zeit genommen einige Rezepte auszuprobieren, da mich das Prinzip der langsamen Reife der Brote interessiert hat. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Brote mit geringem Hefeanteil wesentlich bekömmlicher sind, und arbeite üblicherweise mit Vor- oder Sauerteigen. Auf letztere geht der Autor in diesem Buch bewusst nicht ein, weil diese eine Wissenschaft für sich dar stellen.
Nach der im Buch beschriebenen Methode erhält man tatsächlich mit weniger als 1g Hefe schmackhafte und lockere Brote. Gebacken habe ich einfach klassisch mit etwas Dampf auf dem Blech, so dass meine Brote zwar anders aussahen, meine Familie aber dennoch herzhaft zugegriffen hat.
Die Rezepte sind sehr einfach gehalten, um Einsteigern den Zugang zu dem komplexen Thema Brotbacken zu erleichtern. In der Einleitung sind die wichtigsten Grundprinzipien mit einfachen und verständlichen Worten erklärt. Wer sich nach ersten Erfahrungen und Erfolgen mehr zutraut, bekommt hilfreiche Tipps und Umrechnungshinweise, um die Brote noch saftiger und abwechslungsreicher zu gestalten. Zahlreiche anschauliche Fotos verdeutlichen die einzelnen Arbeitsschritte, jedem Rezept ist mindestens eine Doppelseite gewidmet. Der Aufbau ist übersichtlich, sehr gut haben mir die vergleichenden Rezepte mit und ohne Vorteig gefallen sowie die übersichtlichen Rezepttabellen am Ende des Buches.
Wer sich von der Backmethode nicht abschrecken lässt, wird mit diesem Buch auf anschauliche Weise mit abwechslungsreichen Rezepten an das Thema Brotbacken heran geführt und kann auch ohne große Vorkenntnisse sicher schnell Erfolge vorweisen.