Backstubenphilosophie

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sapere_aude Avatar

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Noch bevor ich das Buch „Ca. 750 g Glück“ gelesen habe, habe ich es auf die Waage gelegt. Es wiegt nicht 750, sondern ca. 360 Gramm. Danach habe ich dieses kleine (leichte) Buch dann doch gelesen und natürlich die darin enthaltenen Bilder angesehen.
Es handelt sich bei „Ca. 750 g Glück“ von Judith Stoletzky und Lutz Geissler nicht um ein Backbuch im eigentlichen Sinne: es gibt nicht eine Vielzahl von Rezepten, sondern genau genommen nur ein einziges, in dem beschrieben wird, wie man Roggensauerteig ansetzt, pflegt, ernährt, vergrößert und für das Gebackenwerden als Brotlaib vorbereitet. Den Rest des Buchs füllen Reflexionen über das Leben mit Sauerteig, über die Freude des Backens von etwas so Ursprünglichem wie Roggenbrot und über das Brotbacken an sich. Außerdem gibt es – kein Scherz! – Sauerteigportraits samt Namen des Teigs und Fotos.
Mich hat das Buch mit seiner Konsequenz und der Leidenschaft, die aus den Seiten spricht, fasziniert Auch kann ich mir nach der Lektüre definitiv vorstellen, das Sauerteigexperiment selbst zu wagen, auch wenn ich möglicherweise lieber Weizensauerteig ansetzen werde. Außerdem müsste ich noch auf dem Blog des Autors oder auf anderen Wegen Rezeptvarianten für Brot und andere Einsatzmöglichkeiten für Sauerteig nachlesen, um zu wissen, ob sich die Arbeit auch wirklich lohnen wird. Die Schwelle allerdings, genau das zu tun, einfach mal loszulegen mit dem Ansetzen eines Teiges und dann zu experimentieren, senkt „Ca. 750 g Glück“ definitiv. Vielleicht wären zwei, drei zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten des Sauerteigs schön gewesen, aber dann wäre das Buch auch nicht so puristisch und konsequent, wie es in der jetzigen Form ist.
Für Sauerteigzüchter und begeisterte Hobby-Bäcker kann das schön aufgemachte Buch sicherlich eine willkommene Ergänzung im Schrank oder ein passendes Geschenk sein; wer sich sein Sauerteiguniversum erst zu erschließen beginnt, wird für zusätzliche Anregungen auf weitere Quellen eher nicht verzichten können. Nett und passend ist übrigens auch die Idee, einen Sauerteig-Tauschzirkel zu starten, der über eine im Buch veröffentlichte Webseite erreichbar ist.