Ein Loblied auf den Sauerteig

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Vor vielen Jahren wurde ich mit einem süßen Sauerteigansatz als Gastgeschenk überrascht - dem berühmten Hermann. Das war der Beginn einer Brotbacklaufbahn - immer wieder mit Unterbrechungen, Neuanfängen, Dazulernen. Kein Wunder, dass ich diese kleine Liebeserklärung an den Sauerteig rezensieren wollte...

Lutz Geißler ist eigentlich Geologe von Beruf und seit Jahren begeisterter Brotbackfachmann mit einem inspirierenden Blog. Nach etlichen tollen Brotbackbüchern mit vielen gut nachzubackenden Brotrezepten hat er sich nun Judith Stoletzsky als Autorin ins Boot geholt, um eine kleines Liebhaberbüchlein nur über den Sauerteig herauszugeben.

In locker flockigem Ton versucht sich das Büchlein auf einer eher philosophischen Ebene dem Thema anzunähern. Es greift seine Leserschaft in den Zeiten digitaler Reizüberflutung und Lebensmittelverpackungen mit ellenlangen (unappetitlichen) Zutatenlisten auf und reduziert die gemeinsamen Startbedingungen auf minimalste Zutaten: Wasser, Mehl, Zuversicht und Geduld.

Es heißt, sich zu entschleunigen, das wird gleich klargestellt, denn wer ein wirklich gutes, gesundes Brot herstellen möchte, sollte sich Zeit nehmen und sich in Geduld üben. Der Sauerteig möchte nämlich in Ruhe reifen. Ach ja, einen Namen möchte er auch, das verbindet...

Das Büchlein macht dem Brotbackneuling Lust, sich auf den Sauerteig einzulassen, denn es lockt ja eine köstliche Belohnung.

"Wo es nach Brot duftet, ist Frieden, hier sind wir sicher. Hier werden wir ernährt [...]. Hier ist zu Hause. Brot duftet nach Liebe."

Lutz Geißler zeigt ausführlich und nachvollziehbar auf, wie man den Sauerteig startet, nährt, teilt und schließlich ein Roggensauerteigbrot daraus bäckt. Hubertus Schüler illustriert dies mit experimentellen Fotos, die mal ganz anders als die aktuelle Foodfotographie daher kommen.

Mein Fazit
Das schmale Bändchen ist bestimmt eine wunderbare Motivation für einen Brotbackneuling, dem man vielleicht mit einem Glas mit einem Sauerteigansatz überrascht. Ein feines Geschenk! Es liest sich heiter und flüssig und macht im besten Fall Lust, loszulegen.

Aber da kommt dann auch schon meine kleine Kritik. Mir fehlt zum Abschluss mehr als nur ein einziges Rezept für ein Roggensauerteigbrot. Da hätten man doch gern zwei oder drei zur Auswahl. Auch die Möglichkeit, einen Weizensauerteigansatz zu ziehen, mit Rezept ergänzt, hätte das Buch perfekt komplettiert. Dann wäre der Leser/ die Leserin endgültig infiziert... Das wäre auch gewichtsmäßig nicht von Bedeutung gewesen, denn die 750g werden auch mit Ergänzungen nicht erreicht.