Ach du heiliges geplatzes Sofakissen!

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aoibheann Avatar

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In einem Anflug von Wahnsinn habe ich mir alle 4 Bände in einem Rutsch gekauft. Zweieinhalb Bücher später war ich schlauer und um einige Euro ärmer. Nach dem zweiten Band, allerspätestens!, hätte ich es bleiben lassen sollen.

Die Grundidee, oder das, was ich dafür halte, fand ich zunächst ganz witzig und es klang interessant. Da ist eine junge Frau, die bisher nicht viel Glück in der Liebe hatte, die einen schwierigen familiären Background hat, für ihre jüngere Schwester sorgt und jetzt einen riesigen Haufen zusätzlichen Ärger am Hals hat, weil die Spielschulden des Vaters auf den gigantischen Berg von 1 Million Dollar angewachsen ist. Diese junge Frau ergreift als letzten Strohhalm die Möglichkeit, das Geld Escort-Girl zu verdienen.
Während dieser Zeit fliegt sie um die Welt, lernt Menschen kennen und auch, dass Liebe unterschiedliche Formen haben kann. Das war meine Theorie.

Und dann kommt da eine Figur wie Mia Saunders um die Ecke. Ausgestattet mit einem gottlosen Mundwerk, teilweise mehr Glück als Verstand und einer grandiosen Missachtung des Wortes „Konsequenzen“. Außerdem ist sie von Kopf bis Fuß perfekt und makellos, schlank, mit toller Haut, glänzenden Haaren, perfekten Zähnen und Monsterbrüsten. Natürlich, warum auch nicht. Ein bisschen weniger perfekt wäre ja auch zu langweilig gewesen.

Und selbstverständlich entpuppt sich auch gleich Mias erster Kunde als Hauptgewinn. Denn Wes Channing sieht nicht nur blendend aus, ist durchtrainiert; nein, er ist auch intelligent, einfühlsam, ein guter Koch und obendrein ausgestattet mit einem Gemächt wie ein Pferd.

Jedenfalls kann man sich an allen 10 Fingern ausrechnen, wie der weitere Fahrplan der Story aussieht. Mia kann immer, Mia will immer – dem steht Wes (und sein „Nachfolger“) in nichts nach.
Aus der mir ohnehin schon nur mäßig sympathischen Mia wird nun vollends für mich eine naive Bettgespielin, die kaum weiter als ihre Vagina und den nächsten kurzen Spaß denkt.
Mia wird mir im Verlauf des Buches kein bisschen sympathischer. Ihr Umgang mit ihrer besten Freundin ist unter aller Kanone, da rollen sich einem während des Lesens teilweise die Fußnägel hoch! Ist es tatsächlich so alltäglich, dass es eine Freundschaft auszeichnet, in dem man sich gegenseitig beleidigt? Wenn ja, dann habe ich die letzten Jahre offenbar unter einem Stand fernab der Zivilisation verbracht.
Dazu steht in einem vollkommen krassen Gegensatz Mias Verhalten gegenüber ihrer Schwester. Diese wird von Mia fast auf einen idealisierten Sockel gestellt. Die kleine, reine Schwester, die immer nur lernt, keine anderen Interessen hat und erst recht nicht den Wunsch nach einem Freund verspürt. Gott bewahre, dass diese junge Frau Sex haben könnte!
Das sollte diese doch bitte der offenherzigen großen Schwester überlassen.
Ob der Autorin dieses fast schon an Bigotterie grenzende Klischee wenigstens selbst aufgefallen ist?!

Es hätte eine interessante Geschichte werden können, leider ist aus dem „Calendar Girl“ eine haarsträubende, unlogische und mit Klischees gespickte Story geworden.

Doch eines muss ich noch sagen – das Buch hat auch einen gewissen Unterhaltungswert. Das muss auch ich anerkennen. Schon alleine die aberwitzigen und so unrealistischen Dialoge während beide im Bett turnen. Ich weiß nicht, wie es anderen Leserinnen bei diesen Szenen ging, aber ich habe an diesen Stellen wirklich wirlich lachen müssen.

Bleibt mir nur noch die abschließende Bewertung. Ich spendiere dem „Calendar Girl“ zwei Sterne – mit allem guten Willen und in Gedanken an die Lachtränen.