Erschütternde Einblicke

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kristallkind Avatar

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Aphrodite Carters Leben gehört der Öffentlichkeit. Schon seit sie denken kann, steht ihre Familie im Rampenlicht, und zwar im Reality-TV. Hier ist jeder Skandal willkommen, daher beobachtet man jeden Schritt von ihr ganz genau. Die Medien betiteln sie als It-Girl, und jeder private Moment wird ausgeschlachtet. Die Wahrheit kennt jedoch niemand, bis auf Garett, der zu einer rivalisierenden Reality-TV-Familie gehört. Die beiden verbindet viel, denn im Geheimen fanden sie bereits vor Jahren zusammen, bis ein Verrat sie trennte. Als Garett und Aphrodite dann am Set einer Datingshow aufeinandertreffen, finden die lange unterdrückten Gefühle ihren Weg.

Der Glamour der Promiwelt fasziniert, und in Verbindung mit einer verbotenen Liebe macht es das ganze Thema zusätzlich aufregend. Deswegen überzeugte mich hier bereits der Klappentext, ich wollte diese Geschichte unbedingt lesen. Da das Cover auf mich recht zurückhaltend wirkte, hoffte ich auf ein wenig mehr als den üblichen Promi-Kitsch. Und so war es dann auch.

Ich finde, Fam Schaper ist diese Geschichte wirklich gut gelungen. Obwohl ich anfangs die Befürchtung hatte, die Story schleppe sich mühselig von Kapitel zu Kapitel, starteten die Entwicklungen der Figuren nach einer Aufwärmphase durch. Im Nachhinein wurde mir klar, dass mir zu Beginn der Erzählung die Oberflächlichkeit und die Durchtaktung im Showbusiness präsentiert wurde, was für das Verständnis wirklich wichtig war. Schockierend fand ich die Entmenschlichung der Reality-Stars, die lediglich als Gelddruckmaschine zählten. Deutlicher kann man dieses Thema wohl kaum ansprechen.

Die Protagonisten konnten bei mir im ersten Moment jedoch nur teilweise punkten, bis ich begriff, dass ihr unverständliches Verhalten wahrscheinlich nur erschreckend authentisch wiedergegeben wurde. Aphrodite hatte mein vollstes Mitgefühl, ihre Hilflosigkeit fand ich erschütternd, und der an ihr begangene Verrat brachte mich wirklich an meine Grenzen. Ich konnte ihre Situation glaubhaft annehmen, was wohl auch am ungekünstelten Schreibstil der Autorin lag. Später wendete sich das Blatt, Aphrodite handelte wie eine gestörte, schwache und unselbständige Persönlichkeit. Aber genau genommen wurde sie genau dazu erzogen, in Anbetracht ihres bisherigen Lebens. Mit dieser Erkenntnis im Gepäck, konnte ich mich auch hier wieder emotional mit der jungen Frau verbinden.
Garett war mir allerdings etwas zu zurückhaltend. Obwohl ich diesen ruhigen Pol mochte, fehlte mir die Entschlossenheit und Tatkraft. Aber was soll ich sagen? Die Medien und die Familie hatten hier wohl ebenso ganze Arbeit geleistet. In der Gesamtheit fand ich die Stimmungen und Persönlichkeiten der Protagonisten fabelhaft wiedergegeben. Auch, wenn mich so manches nervte, war es doch letztlich einfach ein Abbild ihrer verunsicherten Seelen.

Meine Sympathien erstreckten sich auch auf die Freunde der beiden Verliebten. Mit viel Verständnis und Geduld begleiteten sie die Hauptfiguren, wobei ihre eigenen Sorgen ebenfalls Gehör fanden und sich harmonisch in das Geschehen einfügten. Vor allem das Ende der Datingshow wirkte auf mich menschlich und herzlich. Vorhersehbar – aber schön.

So oberflächlich wie „Catching up with the Carters“ laut Klappentext vielleicht wirken mag, es steckt sehr viel Wahrheit in der Geschichte. Mich hat der Roman jedenfalls positiv überrascht und gut unterhalten.