Ein bemerkenswertes Jugendbuch

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simonef Avatar

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Was für ein wundervolles Buch! Selten hat mich eine Jugendlektüre so berührt wie "Cato und die Dinge, die niemand sieht", und das, obwohl ich Zeitreisebücher eigentlich nicht so mag.

Cato ist 12 Jahre alt und lebt bei ihrem Vater, die Mutter ist bei der Geburt gestorben. Der Vater kümmert sich kaum um Cato, lebt in seiner eigenen Welt. Regelmäßig kommt die Nachbarin Cornelia zum Putzen und Kochen, doch Cato und sie verbindet eine innige gegenseitige Abneigung. Cato ist viel allein, introvertiert, und hat einen Blick für die kleinen, unscheinbaren Details, die von allen anderen übersehen werden. Eines Tages findet sie auf dem Klavier ihres Vaters die Visitenkarte eines Kinos, die mit "Filme, die nirgends laufen, die du aber schon immer sehen wolltest“ wirbt. Cato ist neugierig und sucht das alte Kino auf. Dort trifft sie auf die geheimnisvolle Frau Kano und ihre Zeitmaschine, die es ermöglicht, in die  Vergangenheit zu reisen. Für Cato beginnt ein aufregendes und aufwühlendes Abenteuer - kann sie so möglicherweise zum ersten Mal ihre Mutter treffen?

Trotz des eher ernsten Grundthemas - der Tod der Mutter bei der Geburt, Catos damit verbundenen Schuldgefühle, ihre Einsamkeit und Melancholie - wirkt die Geschichte nie schwer oder erdrückend, sondern wird einfühlsam und voller Humor erzählt. Cato war mir vom ersten Moment an sympathisch. Sie ist intelligent, gewitzt, etwas impulsiv und auf eine einnehmende Art besonders. Ihre Art, auf die Welt zu sehen, und die Dinge, die von den meisten übersehen werden, wahrzunehmen, gefällt mir sehr. In einigen Momenten habe ich mich selbst als Jugendliche wiedererkannt. Indem es Cato gelingt, ihre Ängste zu überwinden, lernt sie viel über sich selbst und sieht auch die Menschen in ihrer Umgebung mit anderen Augen.

Der Autor Yorick Goldwijk schreibt wunderbar leicht, sprachgewandt, humorvoll und glaubhaft aus der Sicht von Cato. Trotz einzelner Logikfehler, wie sie Zeitreisebücher oft aufweisen, ist die Handlung geschickt konstruiert, und ich schloss das Buch am Ende mit einem warmen, gleichzeitig melancholischen und heiteren Gefühl. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Geschichte insbesondere von eher introvertierten, nachdenklichen Kindern ab ca. 10-12  Jahren sehr geliebt wird.