Nähmaschinenfieber

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cara_11 Avatar

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Die noch namenlose Protagonistin schildert ihre Zeit rund um 1940 einer noch unbekannten "Angela" (Tochter/Enkelin/Nichte?), als sie, neunzehnjährig - frisch vom College geworfen - mit nicht viel mehr als einer Nähmaschine zu ihrer Tante Peg nach New York geschickt wurde. Und diese Nähmaschine bedeutet ihr offenbar viel. Sie hat sie von ihrer Großmutter geschenkt bekommen, die sie als höchst lebenslustige Persönlichkeit, als ihren Lebensmensch, ihr Vorbild beschreibt. Die Nähmaschine verlieh der Protagonistin Beliebheit, Eigenbestimmung, eine Selbständigkeit, die 1940 für Frauen nicht selbstverständlich war. Ich bin sicher, auch in weiterer Folge der jetzt schon spannenden Erzählung wird die Großmutter und ihr Geschenk ein zentraler Part bleiben. Den Schreibstil finde ich erfrischend und ehrlich, sehr persönlich, es wirkt fast mehr wie Gedanken oder wie Einträge in ein Tagebuch, die nicht dafür bestimmt sind, veröffentlicht zu werden. Doch nicht nur aufgrund dieser Persönlichkeit und Intimität hat mich die kurze Leseprobe sehr berührt, sondern auch eine Parallelität, die mein Leben zu dem der Protagonistin aufweist. Ich möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht!
Die erwähnte Parallelität:
Ich habe Mitte der 80er Jahre auch eine Nähmaschine geschenkt bekommen - auch von meiner Großmutter. Diese (altermässig wahrscheinlich in der Nähe der Mutter der Protagonistin angesiedelt) hatte ein Credo: die Mädchen bekommen zum 14. Geburtstag eine Nähmaschine, die Jungs eine Beizahlung zum Moped. Ich fand das damals mehr als DOOF: ein Moped wäre mir definitiv lieber gewesen. Mit 16 kaufte ich mir mein Moped, ging aus, feierte und machte Party, und die Maschine stand lange Jahre unberührt in einer Ecke. Ich dachte sogar daran, sie zu verkaufen. Doch als die Jahre vergingen und ich mir teilweise meine ganze Garderobe selbst schneidern konnte (ich habe keine Figur für "Stangenware"), als ich mein erstes erstes Geld für Kostüme einer Laienbühne verdiente, Verwandte und Freunde zur Geburt ihrer Kinder mit selbstgenähten, sehr persönlichen Geschenken überraschte und meinen Freundinnen, als sie plötzlich selbst alle "nähen" lernen wollten mit Tipps zur Seite stand, wurde mir bewusst, dass es wohl eines der tollsten Geschenke war, die ich je erhalten habe.
Leider war es schon Jahre zu spät, meiner Großmutter das zu sagen. Mein Mann hat mir Jahre später eine tolle neue Nähmaschine geschenkt, doch die "alte" Pfaff von meiner Großmutter hat immer noch einen Ehrenplatz in meinem "Nähkammerl".