Der Versuch von Glück

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justm. Avatar

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Zwischen Frank und Cleo liegen 20 Jahre Altersunterschied und dennoch scheint es so was wie, wenn nicht Liebe, dann zumindest Anziehung auf den ersten Blick zu sein. Schneller, als viele, vielleicht sogar sie selbst, erwarten, heiraten sie. Und stellen fest, daß eine Ehe zu führen, nicht so einfach ist.

Während der Buch-Titel suggeriert, daß Autorin Coco Mellors lediglich die Geschichte von Frank und Cleo erzählt, so ist es doch viel mehr der Blick in den Mikrokosmos, der die Beiden umgibt: da sind Verwandte, Kollegen und Freunde. Na ja, oder zumindest Menschen, die behaupten sie wären Freunde.

Sie alle bekommen auf den knapp 500 Seiten ebenfalls ihren Platz, teilweise ganze Kapitel, die plötzlich in Ich-Form erzählt werden, und man nimmt kurz teil an deren Leben.
Nur leider ist das, was man da liest (und für mich ziemlich überraschend), meist nichts Schönes. Spielen doch beinahe überall Alkohol, Drogen und Sex eine Rolle – miteinander, untereinander, ohne Rücksicht auf Verluste, geschweige denn die Gefühle Anderer.

Schonungslos, ja beinahe schon gnadenlos, ist der Blick auf all die Figuren, die man über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren begleitet.
Eine Gruppe von Leuten, die kaum kaputter sein könnten und die nur ganz langsam, wenn überhaupt, mitbekommen, daß da etwas nicht stimmt, etwas nicht so ist, wie es sein sollte. Allen voran die Liebe von Cleo und Frank.
Es ist wie ein Blick in Leben kurz vor dem Abgrund. In Leben, die vielleicht die Chance erhalten noch einmal die Kurve zu bekommen. Und die damit vielleicht doch noch eine Chance auf Glück haben.

„Cleopatra und Frankenstein“ war völlig anders, als ich es erwartet habe. Einfach weil ich „lediglich“ mit einer etwas anderen Liebesgeschichte gerechnet habe. Es war dann aber sehr viel mehr, und in Teilen vielleicht auch einfach zu viel. Dabei möchte ich Mellors nicht ihr Erzähl- und Schreibtalent absprechen: beides ist definitiv vorhanden.

Für mich war die Geschichte am Ende aber einfach zu be- ja eigentlich schon erdrückend. Und dennoch eine Geschichte, die ich nicht missen möchte, gelesen zu haben. 3,5 Sterne!