Ein starkes Debüt mit einem unangepassten und dadurch sehr interessanten Liebespaar

“Cleopatra und Frankenstein” von Coco Mellors hat vor einiger Zeit in den sozialen Medien für großes Aufsehen gesorgt - und das meiner Meinung nach vollkommen zurecht. Denn es ist ein besonderes Buch, das von einer ungewöhnlichen Liebesbeziehung zweier sehr unterschiedlicher Menschen handelt: Einer jungen Künstlerin (Cleo) und einem wesentlich älteren erfolgreichen Mann (Frank), die beide sehr spezielle Charaktere besitzen und mir bis zum Ende des Romans nicht sonderlich sympathisch waren. Dennoch, trotz dieser Ablehnung meinerseits diesen beiden Charakteren gegenüber, empfand ich die Lektüre zu keiner Zeit langweilig, sondern im Gegenteil sehr spannend, die schwierige Beziehung, die im Laufe der Zeit immer toxischer wird, zu beobachten. Allerdings war ich mir über weite Strecken des Romans alles andere als sicher, ob er mir nun gefällt oder nicht. Meine Gefühle erlebten genau so ein Auf und Ab wie die Beziehung von Cleo und Frank. Frischen Wind bekam die Erzählung vor allem durch die Kapitel, in denen Bekannte aus ihrem Umfeld für kurze Zeit ins Rampenlicht gerückt wurden. Diese fand ich teilweise noch interessanter als die beiden Hauptprotagonisten, die mit der Zeit immer anstrengender wurden. Besonders die Kapitel über Eleonore haben mir äußerst gut gefallen. Getragen wird die Erzählung hauptsächlich durch den erfrischenden Erzählstil der Autorin und ihre Fähigkeit, uns tief an der Psyche der Personen teilhaben zu lassen. Und so war ich doch, trotz meiner zeitweisen Ablehnung bis zum Ende gefesselt von dieser unkonventionellen Liebesgeschichte und gespannt darauf zu erfahren, ob die beiden nun füreinander bestimmt sind oder besser getrennte Wege gehen (was ich über weite Strecken der Handlung für das absolut beste hielt).

Fazit: “Cleopatra und Frankenstein” ist ein starkes Debüt mit einem unangepassten und dadurch sehr interessanten Liebespaar. (4/5)