Mäßig

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mike nelson Avatar

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Mäßig. Nach den 500 Seiten habe ich mich gefragt, was mir die Geschichte jetzt eigentlich sagen will... OK, die Story ist gut und flüssig geschrieben - Coco Mellors hat bestimmt ihre 'creative writing'- Kurse alle mit bravour absolviert und sich sehr engagiert an ihren ersten Roman "Cleopatra und Frankenstein" gesetzt. Aber wo sind ihre eigenen Ideen? Großstadtromanze in New York, junge britische Kunststudentin ohne Kohle trifft auf älteren Chef einer Werbeagentur, Amerikaner mit Alkoholproblem ohne Geldsorgen, sie verlieben sich, es wird viel gefeiert und es werden Drogen eingeworfen, es gibt andere mehr oder weniger hippe Gestalten im Umfeld, in deren Leben ebenso ein Einblick gegeben wird, ohne dass immer alles zwangsläufig bis ins letzte mit der eigentlichen Geschichte zu tun hätte; die Liebe ist - was sich recht schnell nach der Hochzeit von Cleo und Frank herausstellt - zum Scheitern verurteilt, wohl weil 'Liebe auf den ersten Blick' im Kern eher eine Projektion eigener Wunschvorstellungen ist und gerade deshalb dem 'zweiten Blick' nicht standhält. Und wenn Frank an einer Stelle sinngemäß sagt, dass wenn sie ihrer beider dunkle Seite zusammentun würden, es am Ende zu Licht würde... dann war das wohl ein Irrtum. Ganz am Ende finden aber beide ihren Weg - ohne einander. Irgendwie vergleichbar mit dem vorzeitigen Ende einer Netflixserie mit beständig sinkender Zahl an Zuschauer:innen.