Schon irgendwie gut, aber definitiv recht bedrückend (3,5/5 Sterne)

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moontales Avatar

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Zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben fällt mir nicht ganz leicht, denn es gab einiges was ich mochte, aber auch einiges, was ich als störend empfunden habe.

Der Schreibstil gehört zu den positiven Dingen. Er ist ungeschönt, authentisch und irgendwie mitreißend. Ich habe bisher kein vergleichbares Buch gelesen, aber etliche Male gehört, dass der Schreibstil an Sally Rooney erinnern soll. Da ich von ihr noch nichts gelesen habe, kann ich das weder bestätigen, noch verneinen.

Die Charaktere sind alle moralisch sehr grau. Soll heißen man mag sie nicht unbedingt. Sie sind nicht abgrundtief schlecht, aber auch nicht super gut. Obwohl ich moralisch graue Charaktere im Normalfall wirklich, wirklich mag, konnte ich hier zu keinem eine richtige Bindung aufbauen. Es gab niemanden, den ich gar nicht mochte, aber jeder Charakter hatte Seiten an sich, die ich nicht toll fand. Das könnte für den ein oder anderen beim Lesen also etwas schwierig werden, wenn man keinen richtig sympathisch findet. Was ich aber sagen muss ist, dass die Charaktere mir dadurch wirklich authentisch und echt vorkamen. Die allermeisten Menschen sind nun mal nicht schwarz oder weiß, genauso wenig wie das Leben an sich. Das greift das Buch wirklich gut auf.

Alle 5 Hauptcharaktere bekommen Kapitel aus ihrer Sicht. Wer also annimmt, dass es in diesem Buch wirklich nur um die Liebesbeziehung zwischen Cleo und Frank geht liegt falsch. Die Charaktere tragen allerdings auch direkt zur Geschichte bei, weshalb es für mich nicht störend war, dass sie eine eigene Stimme bekommen haben. Einer der Charaktere erzählt aus der Ich-Perspektive, was zunächst etwas ungewöhnlich ist, weil es vom Rest des Buches abweicht.

Das Buch ist auf jeden Fall gut geschrieben und modern. Besonders gefallen haben mir die Dialoge, die witzig, klug und eindringlich waren. Aber letztendlich war es eine traurige und auch toxische Geschichte, die mich ein wenig niedergeschlagen zurückgelassen hat. Ich würde der Autorin in Zukunft aber definitiv noch eine Chance geben und kann dieses ungewöhnliche Buch auch bedingt weiterempfehlen. Es kommt einfach auf die Erwartungshaltung an.