Wie lernt man zu leben?

Diese Frage stellt sich Cleo ein halbes Jahr, nachdem sie in völliger Europhie überstürzt Frank, den wesentlich älteren Inhaber einer Werbeagentur, heiratet. Inzwischen befindet sie sich in einer tiefen Depression und völligen Ernüchterung. Bereits in dieser kurzen Zeit der Ehe ist es ihr nicht gelungen, treu zu bleiben. Auch von dieser Affäre wird sie eiskalt abgeschnitten und sie fragt sich immer wieder, was sie zu solchen Entscheidungen treibt. Als Künstlerin kommt sie ebenfalls nicht recht voran und so bestreitet sie ihr Leben mehr oder weniger aus der Großzügigkeit ihres Mannes.

Nicht nur Cleo steht im Mittelpunkt des Geschehens, auch die Figur des Frank wird sehr ausführlich beleuchtet und deren Arbeitskollegen Anders und Eleonora. Das ergibt eine Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln. Das, was dem einen völlig durch fehlendes Selbstbewusstsein abhanden kommt, sieht der andere als bewundernswerte Stärke. Doch kaum etwas davon wird von den jeweiligen Personen angesprochen. Jeder lebt allein mit seinen Süchten, Ängsten, Lügen, Fragen und Hoffnungen. Ich denke, es ist ein gutes Spiegelbild der heutigen Gesellschaft, vor allem die der jüngeren - das öffentliche Leben findet nur an der Oberfläche statt, obwohl in der Tiefe wertvolles Potenzial zu finden wäre. Doch aus Angst vor Verletzungen verschließt man sich. Insgesamt ein außergewöhnliches, lesenswertes Buch voller Zeitgeist und einem Cover, was einen immer wieder in den Bann zieht und jeden Leser zum Nachdenken einlädt.