Zu viel Negatives

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julemaus94 Avatar

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Diesen Sommer konnte man wohl kaum durch die Buchwelt spazieren, ohne über Coco Mellors Debut zu stolpern. Immer wieder sprang dieses fantastische Cover ins Auge, aus allen Ecken hat man die Namen der Autorin und ihrer fabelhaften Übersetzerin Lisa Kögeböhn gehört.

Rein sprachlich, muss ich sagen, vollkommen zurecht. Bereits das erste Kapitel zeigt die Stärken des Buches, der Wortwitz und die gelungenen Dialoge sind das, was dieses Buch lebendig werden lässt. Die Thematik dagegen hat mich bereits nach kurzer Zeit verloren.

Cleo und Frank laufen sich im Fahrstuhl auf dem Heimweg von einer Silvesterparty in new York über den Weg und spüren eine sofortige gegenseitige Anziehung. Auch wenn sie fast 20 Jahre und eine englische Staatsbürgerschaft trennen, kommen sie schnell zusammen und heiraten bereits ein halbes Jahr später. Wie sich die Beziehung auf ihr eigenes Leben und die sie umgebenden Menschen auswirkt, beleuchtet das Buch in den folgenden Kapiteln aus den unterschiedlichsten Perspektiven.

Die Idee, Franks und Cleos Beziehung und deren Auswirkungen durch die Augen ihrer Freunde und Angehörigen zu verfolgen, finde ich grundsätzlich gelungen. Leider haben sie recht viele davon, sodass man aufpassen muss, um alle Figuren zuordnen zu können.

Was sie leider alle gemeinsam haben (und was mich nach ca 150 Seiten hat abbrechen lassen) war der exzessive Hang zu Alkohol und Drogen; jeder hat maximale Probleme. Das liest sich zum einen irgendwann etwas unglaubwürdig, zum anderen finde ich es einfach unerträglich wie dieser übermäßige Konsum normalisiert wird.

Nimmt denn nur wirklich jeder zu jeder Uhr- und Tageszeit, 7 Tage die Woche alles an Rauschmitteln zu sich, die er oder sie zwischen die Finger bekommen kann? Von den ausartenden körperlichen Ertüchtigungen mal ganz zu schweigen.

Es mag Leute geben, die solche abgründigen Geschichten gerne lesen und sie als realitätsbezogen einstufen, mir ist es einfach viel zu viel.

Man sollte sich wirklich überlegen, ob man mit all den negativen Themen umgehen kann, die einen hier zwangsläufig überfallen werden, und sich nicht vom strahlenden rosarot angehauchten Cover irritieren lassen.