Enttäuschend

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lunamonique Avatar

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Von Autor Eberhard Rathgeb stammen unter anderem die Romane „Das Paradiesghetto“ und „Kein Paar wie wir“. In „Cooper“ bringt er das gewohnt sichere Leben seiner Protagonisten durcheinander.

Lisa und Jakob haben für ihre Kinder Carlotta und Nora einen Wochenendausflug mit einer Überraschung geplant. Weil ihnen der Sprit ausgeht, müssen sie an einer Tankstelle halten. Nur das Schild „Bin gleich wieder da“ weist darauf hin, dass Tankstelle und Werkstatt nicht ganz verlassen sind. Jakob findet niemanden bei dem er bezahlen kann, bis ein seltsamer Junge auftaucht.

Die Geschichte beginnt mit dem Aufbruch zur Reise. Überraschend distanziert ist die Sprache. Lange Sätze sorgen für nachlassende Aufmerksamkeit. Es kommt kein Gefühl für die Geschichte auf. „Was hat einer, der unauffällig glücklich ist, schon erlebt?“ Autor Eberhard Rathgeb provoziert und stellt alles in Frage. Das Tempo des Romans ist sehr langsam. Es passiert nichts Weltbewegendes. Die Kinder fragen sich, was das für eine Überraschung ist, die ihre Eltern für sie vorbereitet haben. Der Leser weiß längst Bescheid. Andeutungen schüren die Erwartungshaltung. Spannung kommt erst mit dem Stopp bei der seltsamen Tankstelle auf. Die Geschichte bekommt einen mystischen Touch. Welche Rolle spielt der Junge? Handelt es sich um einen Menschen, eine Legende oder einen Geist? Hat er ein teuflisches Wesen oder ist er gut? Zeitweise kommt so ein bisschen Hitchcock-Flair auf. Begegnungen werden aber nie ganz ausgespielt. Autor Eberhard Rathgeb will ein Kopfkino in Gang setzen. Das schafft er auch Streckenweise. Warum geht er den Weg aber nie weiter? Spuren und Fährten führen zu nichts, Gefahren werden angekündigt. „Das Schicksal machte einen Schritt um die Ecke, lächelnd, siegesgewiss, strahlend weiße Zähne.“ Wieder schnellen die Erwartungen hoch. Geschehnisse lassen sich schwer nachvollziehen. Nimmt alles ein gutes Ende oder breitet sich unausweichlich ein Fluch aus? Nicht nur die Familie wird an der Nase herumgeführt. Spekulationen nehmen zu. Es könnte alles passieren. Durch die scheinbar lauernden Bedrohungen wird die Atmosphäre intensiviert. Bis auf einen Vorfall knüpft sich eine Enttäuschung an die andere. Das Thema „Die Macht der Gedanken und Phantasie“ ist interessant und bildet die Grundlage für diesen Roman. Vernachlässigt werden die ausführenden Elemente. „Cooper“ beschreibt einen Alptraum, geht aber keinen Schritt in Richtung Krimi oder Thriller. Jedes Wort, jeder Satz scheint durchdacht. Der Zeitsprung zum zweiten Teil des Romans überrascht. War das schon alles oder spielt der Autor bald sein As im Ärmel aus? „Sie schauten sich an und dachten mit dem Trotz von Kindern, die ihren Willen gegen jede Ermahnung durchsetzen wollen, alles wird gut.“ Der Schrecken wird verdrängt, die heile Welt langsam wieder zusammen gepuzzelt. Es lässt sich erahnen, dass noch etwas passieren wird. Eine überraschende Wende folgt. Zum Schluss verliert sich der Roman in einem verbitterten, vorwurfsvollen Ton.

Das Cover mit der in Nebel getauchten Tankstelle wirkt mystisch. Der Titel erregt mehr Aufmerksamkeit als die farblose Gestaltung. „Cooper“ enttäuscht mit einem insgesamt eher geringen Unterhaltungswert. Aus der Grundidee hätte der Autor viel mehr machen können. Stattdessen kommt der erhobene Zeigefinger zum Zug. Spannende Szenen kommen viel zu selten vor. Sehr schade, zumal manche Sätze wirklich sehr gelungen sind. Das letzte Buchdrittel ist das schwächste.