Entlarvende Fußnoten
Was sagt es über den heutigen Leser aus, wenn der Verlag meint, selbst Begriffe wie das Zweite Gesicht und Eurythmie mit Fußnoten versehen und im Anhang erläutern zu müssen? Bereits dadurch hält der Roman der Gesellschaft einen Spiegel vor, in diesem Fall der heutigen. Das Leben der upper class in den Zwanzigern erscheint auch jetzt noch voll Aktualtität und modern. Edith Wharton zeichnet sich durch einen gnadenlosen Blick und grandiosen Stil aus. Viele Sätze haben Bonmot-Qualität, wie etwa, dass man genauso gut versuchen könnte, eine Pyramide mit einem Sonnenschirm zum Einsturz zu bringen, wie den Gedanken zu wagen, das festgefügte Mosaik eines Terminkalenders spontan zu ändern. Dieses Buch zu lesen, muss ob der Qualität ein Gewinn sein. Ich würde mir bei dem wunderbaren "Vorablesen" mehr Bücher auf diesem Niveau wünschen.