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herbert grießhammer Avatar

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Die amerikanische, hier die New Yorker Upperclass, gab mehrfach die Vorlage für Bühnenstücke und Geschichten. Am bekanntesten  ist, so glaube ich, das Broadway-Bühnenstück "The Philadelphia-Story" aus dem Jahre 1939, welches später unter dem Titel "Die Oberen Zehntausend" mit Bing Crosby und Grace Kelly erfolgreich verfilmt wurde.

Aber zurück zu unserer Geschichte: Eine reiche, New-Yorker Familie wird in den zwanziger Jahren etwa ein Jahr lang vom Leser begleitet. Es wird geschildert, was so alles passiert, bzw was nicht passiert. Denn die Handlung selbst tritt mehr oder weniger meistens auf der Stelle. Die Geschichte  ist deshalb schnell erzählt. Die reiche Mrs Pauline Manford, in zweiter Ehe verheiratet mit dem Rechtsanwalt Dexter Manford, führt in New York der Roaring Twenties ein großes Haus. Es sind Dinnerparties vorzubereiten, Vorträge vor allen mögliche Komitees zu halten. Wunderheiler und obskure Psychologen sind aufzusuchen, nicht zu vergessen Friseur, Maniküre und was es sonst noch alles gibt. Das alles ist nur mit einem ausgeklügelten Terminplan zuwege zu bringen. Und da sind noch ihre beiden Kinder: Nona aus der Ehe mit Dexter und Jim, aus ihrer ersten Ehe. Es tauchen eine italienische Marchesa mit ihrem Sohn Michelangelo auf. Selbstverständlich werden die Schulden dieses jungen Mannes beglichen, Geld spielt ja keine Rolle. So plätschert die Geschichte ohne größere Höhen und Tiefen dahin. Ein großes Landgut, Cedarledge, nicht weit von New York entfernt, gehört ebenfalls zum Familienbesitz. Mit Entsetzen stellt Pauline fest, daß die Ehefrau ihres Sohnes Jim Scheidungsabsichten hat. Eine Katastrophe, die es mit allen Mitteln zu verhindern gilt. So begibt sich die Familie in den Osterferien auf ihren Landsitz Cedarledge. Jim, todtraurig aufgrund des Scheidungswunsches seiner Frau, kommt nicht mit nach Cedarledge. Er macht zusammen mit seinem Vater Urlaub auf einer Insel. Pauline versucht indes  ihre Schwiegertochter von ihren Scheidungsabsichten abzubringen. 

Wie bereits erwähnt, zeichnet die Geschichte anhand der Familie Manford ein Bild der reichen New-Yorker Gesellschaft der zwanziger Jahre. Auf den ersten Blick ist dies nichts Aufregendes. Doch bei näherem Hinsehen bemerkt man doch, welches Machtstreben, welche Jagd nach Reichtum damals vorherrschend war. Die Autorin zeichnet dieses Bild exakt, kennt sie es doch aus eigener Erfahrung. Auch wenn das Buch größere Höhen und Tiefen vermissen läßt, versteht es Edith Wharton doch, den Leser in ihren Bann zu ziehen und ih sozusagen "bei der Stange zu halten" Ich kenne den Originaltext nicht, doch die Wortwahl der Übersetzerin läßt erkennen, welch brilliante Erzählerin Edith Wharton war. Der Lesefluß wird allerdings durch die vielen Anmerkungen etwas gehemmt. Etwas weniger wäre hier mehr gewesen. Auch hätte man die Anmerkungen nicht alle an das Ende des Buches stellen sollen. 

Zusammenfassend ist zu sagen. Der Roman Dämmerschlaf von Edith Wharton ist zu den hervorragend gelungenen literarischen Werken zu zählen.