Enttäuschende Sammlung zusammenhangsloser Episoden

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annajo Avatar

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Thomas Baumann hat ein Reisebuch geschrieben, und zwar ein "etwas andere[s] Reisebuch". Er beschreibt darin keine einzelne Reise und deren Verlauf, sondern greift in zahlreichen Kapiteln einzelne, mehr oder weniger auf das Reisen bezogene Aspekte auf.
Gefiel mir das erste Kapitel, in dem Baumann selbst eine Blind-Booking-Reise testet, noch sehr gut, war ich zunehmend enttäuscht von den darauf folgenden Kapiteln. Oft berichtet Baumann gar keine eigenen Erfahrungen, sondern interviewt Leute zu einzelnen reise"relevanten" Themen und schreibt deren Antworten nieder. Oft fehlte mir dabei der rote Faden und auch die Pointen gingen an mir vorbei. Diese Kapitel gingen häufig ohne eingängiges Fazit oder dramaturgischen Höhepunkt zuende, sodass ich mich immer wieder fragte, was eigentlich der Sinn des jeweiligen Kapitels war. Dieses Wiederkäuen der Erfahrungen anderer Leute fand ich enttäuschend und es hätte mir besser gefallen, wenn Baumann von eigenen Erfahrungen berichtet hätte. Zudem streut er wiederholt unangemessene Einwürfe, herabwürdigende Kommentare und zahlreiche kulturelle Klischees ein, die mir beim Lesen unangenehm aufstießen. Bei einigen Kapiteln wurde mir deren direkter Bezug zum Reisen auch nicht deutlich.
Einen zusätzlichen Gnadenstern bekommt dieses Buch von mir, weil ich mich in dem Kapitel über Starbucks wirklich sehr amüsiert habe. Allerdings wurde mir auch dort bei näherem Nachdenken nicht klar, was dieses Kapitel in einem Reisebuch zu suchen hat.
Mein Fazit für dieses Buch lautet, dass Baumann eindeutig das Thema verfehlt hat und es wesentlich bessere Reiseberichte und Reisebücher gibt. Wer dieses Buch im Laden in die Hand nimmt und einen Kauf in Erwägung zieht, sollte einzelne verstreute Kapitel anlesen und erst einmal prüfen, ob ihm Baumanns Schreibstil liegt, sonst könnte die Enttäuschung später groß sein.