Französischer Charme par excellence.

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In ihrer Kindheit hat die heute 16-jährige Clara ihre freie Zeit am liebsten bei ihrem Papy Philippe in Lyon verbracht. Jeden Sommer war sie gemeinsam mit ihrer Familie dort - bis er eines Tages nicht mehr da war. Nach fünf Jahren kehrt sie zurück, um an dem Ort ein Praktikum zu machen, an dem ihr Opa gelebt und gearbeitet hat. Denn es ist ihr größter Wunsch, irgendwann in seine Fußstapfen treten zu können. Doch sie ahnt nichts davon, dass ihr der Sohn der Inhaberin des Antiquariats - Théodore Lombard - dabei Gesellschaft leisten würde. Dass der Laden voll alter Bücher nicht das ist, was er vorgibt zu sein. Und dass dieser Sommer sowieso ganz anders werden würde, als sie es erwartet hatte.

Eigentlich müsste mein Zweitname wirklich „Coveropfer“ sein und ich bin ernsthaft am Überlegen, das beantragen zu lassen. Okay, Spaß beiseite. Aber ich denke jedem bibliophilen Menschen, der dieses Buch gesehen hat, wird seine Schönheit nicht entgangen sein. Die Symbiose aus Buch und Tür, mit einem goldenen Schloss, einer dunkelgrünen Lederoptik und barocken Verzierungen. Dazu die plastische, verschlungene Schrift und das magische Funkeln. Wenn das keine geheimnisvolle Geschichte verspricht, dann weiß ich auch nicht weiter. Fast noch besser gefällt mir aber die goldglänzende Veredelung auf dem Buchrücken, wenn man den Umschlag abnimmt. Vor allem dann, wenn man den Inhalt bereits kennt. Das Buch hätte quasi genau so im Antiquariat der Familie Lombard stehen können - vermutlich mit etwas vergilbten Seiten. Hach, sowas macht mich glücklich.
Von der Geschichte an sich habe ich einiges erwartet, denn es war das Buch, auf das ich mich in letzter Zeit am Allermeisten gefreut habe. Frankreich. Magie. Bücher. Altstadt. Geheimnisse. Familie. Liebe. Gemütlichkeit. Ich hätte mir zum Herbstanfang nichts Schöneres vorstellen können.
Dass mir das Setting gefallen würde, war mir also schon vor dem Lesen klar gewesen. Dennoch habe ich bereits nach wenigen Seiten gemerkt, wie ich es genieße, in die Welt einzutauchen und mit der Protagonistin nach Lyon zu reisen, das Antiquariat zu betreten und Théo kennenzulernen. Es wirkte alles so authentisch, dass ich direkt in der Geschichte ankam. Und auch jetzt noch verspüre ich das dringende Bedürfnis, in diese französische Stadt zu reisen und all‘ das mit eigenen Augen zu entdecken, was die Autorin so liebevoll erzählt hat. Spannung kam allerdings - wie es sich für einen Fantasyroman gehört - bei dem ganzen Charme und atmosphärischen Schreibstil ebenfalls nicht zu kurz, und vieles passierte tatsächlich unerwartet. Besonders geliebt habe ich aber die Ausarbeitung der emotionalen Beziehungen. Trotz der teils rasanten Geschwindigkeit der Ereignisse, blieb‘ immer wieder Zeit für ruhige Momente. Und das Ende hat mich aus mehreren Gründen zu Tränen gerührt.
Wenn ich eins zu bemängeln hätte, dann vermutlich die verspäteten Erkenntnisse der Protagonisten. Oftmals war indirekt schon viel früher klar, was Sache ist, und dennoch dauerte es, bis das zur Sprache kam. Das fand ich ein wenig anstrengend, hilft weniger aufmerksamen und unter Umständen auch jüngeren Leser:innen aber vermutlich, in der Ereignislage mitzukommen. Da ich mich aber so so wohl gefühlt habe, und das Nachwort der Autorin mich zusätzlich in der Besonderheit dieser Geschichte bestärkt hat, vergebe ich hier auf jeden Fall die vollen 5 Sterne.

Fazit: Eine Wohlfühlgeschichte für alle, die Bücher und deren Faszination lieben. Außerdem eine kleine Hommage an den Charme französischer Städte. Aber trotzdem rasant und voller Wendungen. Ich hatte viel Freude beim Lesen und hoffe, ihr habt sie auch.