Über Superhelden und Superschurken...

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ulrike229 Avatar

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Der Aufhänger des Romans: die Bibel schweigt über die erste Tatwaffe der Geschichte – bis heute ist ungeklärt, wie Kain seinen Bruder Abel erschlug. Die Antwort darauf soll sich im Buch der Lügen befinden.

Auch der Raubmord an Mitchell Siegel, der mit drei Schüssen niedergeschossen wird, wurde nie aufgeklärt. Um das Geschehene zu verarbeiten, erfindet sein Sohn Jerry als Erwachsener den kugelfesten Superman. 

Jahrzehnte später muss Cal Haper verfolgen, wie seine psychisch kranke Mutter bei einem Streit von seinem Vater, Lloyd,  umgebracht wird. Doch auch nachdem dieser seine Gefängnisstrafe verbüßt hat, nimmt er keinen Kontakt mehr zu Cal auf. Cals einziger Vertrauter ist der ehemalige Priester Roosevelt, mit dem er Obdachlose betreut. Eines Abends greifen die beiden einen angeschossenen Mann auf – es ist Lloyd, der  mit der gleichen Waffe niedergestreckt wurde, wie eins Mitchell Siegel. Stiller Beobachter des Szenarios ist Ellis, der hinter dem Buch der Lügen her ist.

Eine nervenaufreibende Jagd nach dem Buch der Lügen beginnt, denn schon bald begreifen Cal und Lloyd, dass sie nur überleben können, wenn sie das Buch finden.

Der Roman ist ein Thriller über Mord, Väter und Söhne, über die Bibel und Comics und über Verrat. Dafür, dass hier so viele Themen verarbeitet wurden, hat Brad Metzler diese gut miteinander verwoben, aber vielleicht hätten der Geschichte weniger Handlungsstränge gut getan – müssen wirklich Cal, sein Vater, die Polizei, Ellis, die Thule-Gesellschaft im Allgemeinen und der Richter im Besonderen sowie der mysteriöse Prophet hinter dem Buch der Lügen her sein? Dass das Buch etwas ganz Besonderes ist, hätte auch anders dargestellt werden können.

Abwechslungsreich und eine sehr gelungene Idee waren die Comic-Strips im Buch – oft hatte ich das Gefühl, zusammen mit Cal die Botschaft der Bilder zu entschlüsseln. 

Alles in allem war der Klappentext spannender, als der Roman selbst. Der Thriller war zwar mit viel Drama überladen (Roosevelt wurde der Homosexualität bezichtigt und kann nun nicht mehr als Priester arbeiten, Serena verliert ihren alkoholsüchtigen Bruder ...), aber abschnittsweise war ich verärgert, dass mir nicht eine Romanfigur ohne dramatische Hintergründe begegnet.

Am Ende wird die Mordwaffe gefunden – leider eine sehr enttäuschende Wahl. Natürlich, so kurz nach der Schöpfung mag die Auswahl an Mordinstrumenten noch beschränkt gewesen sein, aber nach all den fantastischen und dramatischen Ereignissen, hätte ich mehr erwartet.

Außerdem gingen die vielen „Blutbäder“ zu inkonsequent aus – ein Sturz rücklings aus dem Fenster, Schläge, Schusswunden verschiedenster Art und Stichwunden – nach kurzer Erholungsphase (maximal zwei Kapitel) sind die Protagonisten wieder bereit fürs Abenteuer. Leider unglaubwürdig.

Insgesamt ist der Roman gut, aber eben nicht herausragend.