Väter und Söhne

Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
buecherfan.wit Avatar

Von

 

Calvin Harper genannt Cal hatte es nicht leicht. Als er neun Jahre alt war, führte ein Streit der Eltern zum Tod der Mutter. Calvin war dabei und fühlt sich seitdem schuldig. Sein Vater wurde zu acht Jahren verurteilt und nahm nach der Entlassung aus dem Gefängnis keinen Kontakt zu seinem Sohn auf. Als erwachsener Mann leidet Cal noch immer unter diesen traumatischen Erfahrungen. Zusammen mit seinem Freund, dem Ex-Priester Roosevelt, kümmert er sich um Obdachlose. Sie sammeln sie überall in New York auf, versorgen sie und bringen sie zu Unterkünften. Eines Abends erkennt er in dem durch eine Schusswunde Verletzten seinen Vater, den er fast zwanzig Jahre lang nicht gesehen hat.Sein Vater wollte eine brisante Lieferung zu einem Empfänger bringen.

An dieser Stelle beginnt eine rasante Verfolgungsjagd, denn an der Lieferung sind viele interessiert: ein Ex-Kollege Cals bei der Hafenzollbehörde, nach seinem Verschwinden dessen Kollegin, der gnadenlose Killer Ellis mit seinem Hund Benoni, der für den Richter und seine mysteriöse Thule-Bruderschaft arbeitet, der “Präsident” usw. Sehr disparates Material ist zwischen zwei Buchdeckeln untergebracht - es geht um Kain und Abel, den ersten Mord der Menschheitsgeschichte und die unbekannte Mordwaffe, dann um Mitchell Siegel und seinen Sohn Jerry, der nach der Ermordung des Vaters im Jahr 1932 von einem unverwundbaren Helden träumt und später die Superman-Figur erfindet, und schließlich um Cals Vater Lloyd Harper, auf den mit derselben Waffe geschossen wird, mit der Mitchell Siegel getötet worden war und seinen Sohn Cal, mit anderen Worten: es geht immer wieder um Väter und Söhne. Bis Cal Jerrys fast 90jährige Witwe in Kalifornien aufsucht, passiert eine Menge. Die Geschichte ist ausgesprochen wirr und entwickelt sich in Sprüngen und überraschenden, zum Teil auch wenig logischen Wendungen - der Leser soll einfach nicht (frühzeitig) durchschauen, wie alles zusammenhängt: das Buch der Lügen, das Buch der Wahrheit oder gar kein Buch, sondern ein Horn mit eingeritzten Zeichen, dazu Originale von Comic-Zeichnungen verleimt mit alter Tapete in Jerrys ehemaligem Zimmer. Etliche Menschen müssen sterben, ständig wird jemand verletzt und nimmt dann gleich wieder wie ein Stehaufmännchen an der Jagd teil. Nicht nur die Handlung wirkt ausgesprochen konstruiert, auch die Charakterzeichnung überzeugt nicht, denn sie muss sich den Erfordernissen des Plots unterordnen. So werden engste Freunde zu erbitterten Feinden, weil es nun einmal ums Geschäft geht. Gegner entwickeln freundschaftliche Gefühle, als sich herausstellt, dass der der andere kein Mörder ist usw.

Mich hat dieser Thriller nicht überzeugt. Die Geschichte ist unglaubwürdig und konfus. Ich finde sie nicht einmal spannend.