Zu viel von allem

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rebekka Avatar

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Ich habe den Vorgängerband „Das Lavendelzimmer“ mit großem Vergnügen gelesen und war demzufolge gespannt, was Nina George in dieser Fortsetzung für uns parat hält. Erneut versucht der „Literarische Apotheker“ Monsieur Perdu, mit seinen Buchempfehlungen verletzte Seelen zu heilen und erneut gelingt ihm das. Wie er erkennt, welche Lektüre gerade angesagt ist, wird zwar nicht so ganz deutlich. Aber die Mischung von Literatur, Psychologie und Philosophie liest sich dank der flüssigen Schreibe Nina Georges zunächst recht gut. Ein Wohlfühlbuch, sozusagen.

Allerdings nicht ganz. Denn nach einem Drittel der Seiten machte sich leichter Unwillen in mir breit. Es war mir von allem zu viel, was vor allem der eingestreuten „Großen Enzyklopädie der Kleinen Gefühle“ zu verdanken ist: Zu viele Lebensweisheiten, die manchmal auch nur Binsenweisheiten sind, zu viele Zufälle beim Zusammentreffen der Menschen, zu viel blumige Sprache bis hin zum Kitsch.

Nachdem ich erstmal den kritischen Blick eingeschaltet hatte, fielen mir noch mehr Ungereimtheiten auf. Wieso empfiehlt ein französischer Buchhändler einem unfreundlichen Hafenbeamten ausgerechnet einen Gedichtband des österreichischen Lyrikers Rainer Maria Rilke? Würde er nicht eher einen französischen Dichter vorschlagen? Gut, Rilke hat auch ein paar Gedichte auf Französisch geschrieben – aber würde ein Mann wie Le Roy sie auch lesen? Peinlich berührt war ich, als auf der Hochzeit als besonderer Gast der Autor Jean Bagnol auftauchte. Das ist eigentlich ein Autorenpaar und niemand anderes als Nina George und ihr Ehemann Jens J. Kramer. Eigenwerbung? Also bitte!