Kleine berührende Schicksale, verwoben in feinen und klugen Sätzen

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Das Angebot im neu eröffneten Café in einem Wiener Arbeiterbezirk ist so schlicht wie seine Gäste. Schmalzbrot, Salzgurken und ein paar wenige Getränke bietet Simon, der Wirt, an. Alle Vorschläge einer Namensgebung lehnt er ab, kommt ihm zu selbstgefällig vor. Still, sauber und arbeitsam ist er, doch gut im Zuhören und Beobachten. Ihm zur Seite steht die Kellnerin Mila, in die der Ringer René verschossen ist. Der hat oft einen fürchterlichen Durst und kippt alles runter. Doch eigentlich ist er ein ganz Zarter und weiß nicht, wie er dem Mädchen seine Liebe erklären soll. Simon bewohnt ein Zimmer bei einer Kriegerwitwe und weil beide einsam sind, helfen sie einander in den Nächten. So verstreicht die Zeit und im Wien der Sechzigerjahre wurschtelt sich jeder halt so gut durch wie möglich.
Keine der vielen Figuren ist ein Gewinner, aber einigen ist ein kurzer Augenblick des Glücks vergönnt.
Es sind kleinen, berührenden Schicksale, verwoben in feinen und klugen Sätzen, die ich sehr gerne gelesen habe und die den Wunsch in mir erweckten, ebenfalls Platz im Café zu nehmen: „Bringen‘s mir noch ein Achtel Rot. Das sieht so schön aus in der Sonne.“