Komplexer Ausflug in die Berliner Unterwelt

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fannie Avatar

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Ein Mädchen aus gutem Hause ist verschwunden. Auch nach der Übergabe des stattlichen Lösegeldes in Höhe von zwei Millionen Euro gibt es weder ein Zeichen von ihr noch von den Entführern. Zeitgleich wird eine junge Frau von einem Unbekannten in ihrem Ferienhaus überfallen. Im Bordell „Club Amour“ finden die Putzfrauen unterdessen die grausam zugerichtete Leiche einer Prostituierten.

Der Ex-Polizist David Gross macht sich als privater Ermittler auf die Suche nach dem vermissten Mädchen – und watet dabei immer tiefer hinein in einen erschreckenden Sumpf aus Tod, Kriminalität, Macht, Drogen, Geld und dreckigen Spielen.

Im Thriller „Drecksspiel“ zeigt Autor Martin Krist alias Marcel Feige seine Heimatstadt Berlin von ihrer hässlichsten Seite: Rohe Gewalt und Korruption geben dort den Ton an – und das in allen gesellschaftlichen Schichten. Auch wenn man beim Anblick des umfangreichen Personenregisters auf den ersten Seiten tief durchschnaufen mag, braucht man keine Angst zu haben, in dieser sehr komplexen Geschichte den Faden zu verlieren, denn Martin Krist lässt seine Leser auf den insgesamt 400 Buchseiten nicht allein. Die vielen unterschiedlichen Handlungsstränge sorgen für reichlich Abwechslung und ein durchweg hohes Tempo. Der derbe und raue Umgangston macht es leicht, sich rasch in die brutale Unterwelt Berlins einzufinden.

„Die Mädchenwiese“, Marcel Feiges Debüt als Martin Krist im Jahr 2012, hatte mich bereits restlos begeistert. Deshalb freute ich mich schon sehr auf das neue Werk des Autors. Jedoch kann man die beiden Bücher nicht miteinander vergleichen. Den gruseligen und schaurigen Aspekt, der mir bei „Die Mädchenwiese“ ganz besonders gut gefiel, sucht man in „Drecksspiel“ vergebens. Dafür erhält man im aktuellen Thriller einen ungeschönten Blick auf die kriminellen Machenschaften im hochsommerlichen Berlin.

Nachdem ich das Buch beendet hatte, war ich fasziniert davon, wie problemlos Martin Krist den Überblick behalten und auf den ersten Blick unmöglich scheinende Querverbindungen zwischen einzelnen Personen und Taten hergestellt hat. Andere Schriftsteller würden aus den unzähligen Geschichten mindestens drei Bände machen. Martin Krist hingegen gelingt das Kunststück, alle in einem einzigen Buch zusammenzufassen. Die spannungsgeladenen Cliffhanger zwischen den einzelnen Szenen erlauben es dabei kaum, das Buch aus der Hand zu legen.

Manche Frage bleibt am Ende allerdings offen. Das aber ist höchstwahrscheinlich mit Bedacht so gewählt, denn im Oktober 2014 wird es den nächsten Thriller um den Privatermittler David Gross geben. Vielleicht bringt Band zwei dieser Reihe dann ein wenig mehr Licht in die geheimnisvolle Vergangenheit des Ex-Polizisten.