Manchmal nimmt das Leben einen seltsamen Verlauf

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Hannah und Philip haben finanzielle Probleme. Umso überraschter ist Hannah, als sie mit Baby Millie spontan übers Wochenende wegfahren. Plötzlich ist ihr Mann aber verschwunden, und ein Unbekannter hält sie und ihr Kind im Ferienhaus gefangen und bedroht sie.
Tonis junge Freundin Leyla, die als Prostituierte arbeitet, eröffnet ihm, dass sie ein Kind erwartet. Toni ist nicht begeistert und verlässt sie im Streit. Kurz darauf ist sie tot: sie wurde bestialisch ermordet – und Toni muss gegen sich selbst ermitteln. Er ist Polizist und mit seinem Kollegen für den Fall zuständig.
David hilft seinem Freund Richard, der Anwalt ist, wenn etwas diskret erledigt werden soll. Er ist gerade Milan auf der Spur, als er sich um einen anderen Fall kümmern soll: Shirin, die Tochter von Theodor Rosenfeldt, einer der Geschäftsführer eines Architekturbüros, und seiner Frau Katharina, die in der Politik tätig ist, wurde entführt…

Nach anfänglicher Enttäuschung konnte mich das Buch doch noch überzeugen. Der Thriller fing zwar schon im Prolog spannend an und hat Lust aufs Weiterlesen gemacht. Doch zunächst fehlten mir der rote Faden und der Überblick. Immer mehr Leute tauchten auf. Das Personenverzeichnis zu Beginn hilft zwar ein bisschen, sagt aber nicht wirklich viel über die Beziehungen zueinander aus. Der Aufbau des Buches – ziemlich kurze Szenen und ein ständiger Wechsel zwischen den drei großen Handlungssträngen – hat die Verwirrung anfangs noch verstärkt. Denn man konnte nie richtig an einer Sache dranbleiben und den Zusammenhang verstehen. Doch mit der Zeit kristallisierten sich die verschiedenen Geschehnisse heraus. Und dann trug genau das ständige Hin- und Herspringen zwischen den Figuren dazu bei, dass immer mehr Spannung aufgebaut wurde und ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Ich wollte immer wissen, wie es mit der jeweiligen Person weitergeht, und fand alle drei Handlungsstränge interessant. Erst nach und nach verzahnen sich diese, und der Leser erfährt, was sie miteinander zu tun haben.

Das Buch liest sich sehr schnell und flüssig. Die Ausdrucksweise ist einfach, teilweise etwas (zu) derb und vulgär und manchmal (unnötig) brutal. Der Thriller wäre meiner Meinung nach auch mit etwas weniger Gewalt und Blut ausgekommen. Die Hauptfiguren David, Toni und Hanna sind sehr unterschiedlich, und vor allem die Männer haben ihre Probleme und Geheimnisse. Insbesondere bei Toni ist es mir schwergefallen, ihn sympathisch zu finden. Er ist so gar nicht, wie man sich einen Polizisten vorstellt – und sein ständiges Fluchen („Verfickte Scheiße“) ging mir mit der Zeit ziemlich auf die Nerven. Bei allen drei hat mir ein bisschen Tiefe gefehlt.

Das Ende des Thrillers kommt sehr plötzlich und abrupt. Leider werden nicht alle Fragen geklärt. Das Buch ist wohl der Auftakt einer Serie und endet mit einem Cliffhanger, der dazu animieren soll, auch den nächsten Band zu lesen. Das mag ich nicht so, vor allem da es mir vorher nicht bewusst war.

Das Cover des Thrillers ist düster und passt zum Inhalt. Der Titel – wie so oft in letzter Zeit mit erhabenen Buchstaben aufgedruckt – hat einen Bezug zum Inhalt, hätte mich an sich aber nicht unbedingt neugierig gemacht und zum Kaufen animiert. Der Klappentext verrät nicht zu viel, konzentriert sich aber völlig auf Hannah. Die Geschehnisse im Ferienhaus nehmen allerdings – zumindest nach meinem Gefühl – den kleinsten Teil des Buches ein.

Alles in allem trotzdem ein lesenswerter Thriller, bei dem man am Anfang allerdings nicht aufgeben darf und dranbleiben muss, um richtig ins Buch zu kommen und den roten Faden zu finden. Ich werde den Nachfolgeband mit Sicherheit lesen.