Alles ist relativ und vorherbestimmt!

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ismaela Avatar

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Obwohl der Klappentext des Buches spannende Unterhaltung verspricht („Spionagethriller“), und der Hinweis auf über eine Million verkaufter Exemplare (des spanischen Originals) in die gleiche Kerbe schlägt, hat mich dieses Buch doch etwas enttäuscht.

Der Historiker und Kryptologe Tomás Noronha soll ein mysteriöses Geschreibsel von Albert Einstein entschlüsseln, da verschiedene Stellen überzeugt davon sind, dass das dazugehörige Manuskript die Bauanleitung für eine einfach herzustellende und günstige Atombombe enthalten könnte. Tomás wird nach Teheran „eingeladen“, wo sich das Manuskript befindet und er auf die hübsche Ariana trifft, die im Atomforschungsprogramm als Physikerin arbeitet. Doch auch die CIA interessiert sich brennend für das Manuskript, sowie ein verschwundener Physikprofessor, der noch persönlich mit Einstein und seinem ominösen Manuskript zu tun hatte. Bald steckt Tomás zwischen allen Fronten und läuft Gefahr, aufgerieben zu werden, wenn er das Rätsel nicht lösen kann.

Ein Spionagethriller? Mitnichten! Zwar befindet sich Tomás im Laufe der Geschichte im Iran, in Tibet und in Spanien – doch der Großteil der Handlung sind naturwissenschaftlich-philosophisch-theologische (Lehr-)Gespräche, bei denen der „Lehrer“ spricht und der Kryptologe nicht viel mehr als „Äh…“, „Ich habe keine Ahnung…“, „Hören Sie…“, „Ich weiß es nicht…“ sagt. Dabei geht es über die Relativitätstheorien, die Unschärferelation, den Determinismus, den Urknall, künstliche Intelligenz und eine Menge anderer wissenschaftlicher Theorien, die in dieser Geschichte verwoben werden. Das ist dem Autor auch durchaus gelungen. Doch auf der anderen Seite ist das Agieren der Hauptcharaktere teilweise völlig absurd (z. B. die Entführung durch die iranische Geheimpolizei), die Dialoge grässlich gestellt, das Verhalten der Personen untereinander nicht glaubwürdig (vor allem Tomás und seine Eltern). Ariana ist die obligatorische Quotenfrau, mit der ein peinlich-rosamunde-pilcher-mäßiges Schäferstündchen beschrieben wird, die CIA wird zur Karikatur.

Alles in Allem ein interessantes Buch für Interessierte der Natur- und Geisteswissenschaften, wer aber einen spannenden Thriller erwartet, wird derbe enttäuscht werden. Schade.