Spannend, aber kein echter Spionagethriller

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rebekka Avatar

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Dass dieser Wissenschaftsthriller weltweit mehr als eine Million Mal verkauft wurde, wird jeder verstehen, der ihn bis zum Ende gelesen hat. Schwer verständlich bleibt allerdings, warum sich seit seinem Erscheinen 2006 kein deutschsprachiger Verlag fand, der ihn aus dem Portugiesischen übersetzen und herausbringen wollte. Offenbar musste erst eine Verlegerin von Sportzeitschriften kommen, einen Verlag ausschließlich für die Werke des Autors J.R. Dos Santos gründen und diesen spannenden Roman der deutschsprachigen Welt zugänglich machen. Verstehe das, wer will!
Herausgeberin Nicole Luzar ist jedenfalls zu wünschen, dass sich dieses Buch hierzulande ebenso gut verkauft wie in der übrigen Welt. Es ist nämlich gleichzeitig spannend, unterhaltsam und lehrreich. Hat Albert Einstein nach der Erfindung der Atombombe auch noch den Plan für eine kleinere, einfacher herzustellende Massenvernichtungswaffe entwickelt? Und wie weit ist er mit seinem Versuch gekommen, endgültig die Existenz oder Nicht-Existenz Gottes zu beweisen? Darum geht es in diesem 604 Seiten starken Roman, und eins sei gleich zu Beginn gesagt: Wer einen Spionagethriller erwartet wie im Klappentext angekündigt, der wird enttäuscht werden. Der „Thriller-Teil“ mit der Suche nach Einsteins Bauanleitung für die Atombombe, mit diversen Entführungen, gelegentlicher Folter und zarter Liebesgeschichte bildet nämlich nur den recht wackligen Rahmen für die weitaus größeren Raum einnehmenden Gespräche philosophischen Inhalts. Da werden fernöstliche Glaubensdoktrinen in Zusammenhang gebracht mit astro-physikalischen Erkenntnissen, werden mathematische Grundlagen für das Verständnis des Universums so allgemeinverständlich dargelegt, dass auch Nicht-Mathematiker eine Ahnung von den Dingen bekommen. Das alles ist spannend – aber eben kein Thriller und vor allem nichts für Menschen, die sich nicht für Wissenschaft interessieren.
Dass man das Buch trotzdem nicht aus der Hand legen kann, ist dem Autor zu verdanken, der es versteht, all diese Themen in einer populärwissenschaftlichen Sprache auch Lesern ohne Vorwissen in diesen Wissenschaftsbereichen nahezubringen. Ich jedenfalls habe jede Seite genossen – mit der Einschränkung, dass mir die Auflösung des kryptischen Codes doch ein wenig zu banal ist und die Schlussfolgerungen, die Dos Santos daraus zieht, ziemlich an den Haaren herbeigezogen erscheinen.