Erwartungen zu hoch geschraubt

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Wenn ein Buch mit dem Titel „Das einzige Buch, das du über Finanzen lesen solltest“, daherkommt, steigt die Erwartungshaltung, schließlich soll man ja kein weiteres Buch lesen müssen … und der „Untertitel“ ist nicht viel weniger vielversprechend: „Der entspannte Weg zum Vermögen“. Hält das Buch das Versprechen?

Ziel des Buches bzw. der Autoren ist es, den Leser zu befähigen, sich ein Vermögen aufzubauen – und das nicht mehr auf die lange Bank zu schieben, zumal das heute leichter gelingen könne als je zuvor (stimmt, technisch geht es mit Apps sehr leicht, das Zinsumfeld erschwert es im Gegenzug jedoch). Gegliedert ist das Buch in neun übersichtliche Kapitel, begonnen damit, was den Leser denn bislang von der Beschäftigung mit dem Vermögensaufbau abgehalten hat, über die eigene finanzielle Situation, Zielformulierungen, welche Hilfsmittel dafür zur Verfügung stehen, Immobilien, Geldanlageklassiker (Tagesgeldkonto, Bausparvertrag und Co.), Aktien und andere Börsen“instrumente“ und welche Regeln man dabei beachten sollte bis hin zu Steuern, Crashs und dem quasi individuellen Portfolioaufbau – und weil Bescheidenheit nicht das Ding der Autoren zu sein scheint gleich auch noch welche Auswirkungen eine geordnete finanzielle Situation und beginnender Vermögensaufbau auf Glück, Gesundheit und Freiheit des Lesers haben.

Hossa, das ist doch eine ganze Menge … und auch wenn das jetzt despektierlich klang, das Buch liefert schon einiges an Wissen, nimmt Lesern ihre evtl. vorhandene Angst, sich mit Geldanlage zu befassen. Insofern hat es durchaus seine Daseinsberechtigung. Angesichts der Vielfalt der oben (nur in Auszügen wiedergegebenen Themen) ist klar, dass bei nicht mal 300 Seiten (mit Vorwort, Glossar, weiterführenden Informationen usw.) der Inhalt nicht in die Tiefe gehen kann. Zugutehalten muss man dem Buch bzw. den Autoren jedoch, dass sie die Inhalte gut verständlich erklären (daran merkt man die Herkunft des YouTube-Kanals) und Hürden abbauen, die mancher beim Thema Finanzen haben dürfte. Als Schnellkurs in puncto Vermögensaufbau vor allem für diejenigen, die sich bislang nicht mit Finanzthemen befasst haben, ist es gut geeignet. Aber: Eben auch ein bisschen zu vielversprechend. Denn einerseits kritisieren die Autoren selbst die Vorgehensweise „Was alle machen, wird schon richtig sein“, empfehlen dann selbst aber eine Art 4- bzw. 6-Punkte-Plan, nach dem man sein Investment zusammenstellen soll (ohne allerdings konkrete Aussagen zu treffen, so verwegen sind sie dann doch nicht). Wenn das Buch aber das einzige ist, das man zu Finanzen lesen solle, wäre der Plan ja doch wieder was alle machten … Insgesamt werden die Inhalte erläutert, mit Beispielen, Graphiken und Erfahrungen erweitert und es gibt immer mal wieder Abschnitte, die sich der Umsetzung durch den Leser widmen, schön auch die hervorgehobene Zusammenfassung am Kapitelende. Insofern hat wohl der Titel nur die Erwartungsmesslatte ein bisschen zu hoch gelegt. Denn wer ernsthaft in das Thema Finanzen und Vermögensaufbau einsteigen will, für den wird diese Lektüre nicht genügen. Für Anfänger (vielleicht zielt darauf die Anrede„Du“ im Titel) bietet es breit gefächerte laienverständliche Informationen. Wer sich schon ein wenig mit dem Thema befasst hat, wird dagegen lächelnd gähnen … insofern gibt es 3 Sterne (2 aus Sicht Fortgeschrittener, 4 aus der des Anfängers).