Ein brutales Puppenspiel

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riraraffi Avatar

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Direkt an ihrem ersten Tag wird Lena Freyenberg mit einem besonders grausamen Fall konfrontiert, ausgerechnet eine Brandleiche. Lena kommen Erinnerungen, die sie noch nicht verarbeitet hat wieder hoch, doch sie reißt sich zusammen und nimmt den neuen Fall, der noch mehr Leichen fordern wird, an- und somit auch ihren neuen Partner Henning Gerlach. Auch dieser ist vorbelastet, doch die neue Mordserie braucht volle Konzentration. Zusammen stehen sie vor einem großen Rätsel: Was sollen die Puppen? Wie hängen die Fälle zusammen? Bei der Lösung hilft ein Blick in die Vergangenheit.
Die teaminternen Spannungen sind nicht gerade hilfreich und auch zwischen den neuen Partnern kommt es zu anfänglichen Missverständnissen, die jedoch geklärt werden können. Wenn da nicht noch die toxische Beziehung wäre, in der Lena steckt, die ihr zusätzlich keine Ruhe gibt. Doch im Vergleich zu allem, was noch passieren wird, ist das ihr kleinstes Problem.

Gunnar Schwarz hat für seine Darstellung genau die richtigen Perspektiven gewählt. Die Sicht wechselt zwischen Lena und Henning, für die des Mörders wählt er eine Ich-Perspektive, sodass dieser auch uns nur die Hinweise geben kann, die er uns reichen möchte. Die Bedeutung der Puppen kann ich hier nicht verraten, da es ein zu großer Spoiler wäre. Man kennt das Motiv jedoch schon aus anderen Thrillern (wie auch eigentlich den Einsatz von Puppen), trotzdem hatte ich nicht das Gefühl, dass es einfach die Geschichte einfach abgekupfert ist. Mir hat außerdem gefallen, wie der Fokus auf die Komplexität der Ermittlungsarbeit gelegt wird. Allein durch die ausführliche Beschreibung dieser und das Zulassen von Irrtümern der Hauptfigur, anstatt sie nur zu schlauen Helden zu romantisieren, lassen tief in die tatsächliche Schwierigkeit solcher Ermittlungen blicken. Die Einführung der Vorgeschichte beider Protagonisten gefiel mir hingegen weniger, ich hatte beim Lesen oft den Eindruck den zweiten Teil einer Reihe in der Hand zu haben, da der Leser dort auf diese Weise oft abgeholt wird. Da es sich hier um den ersten Teil einer Reihe handelt, war mir das „Was zuvor geschah” zu schnell abgerattert und unnatürlich in die Erzählung geflochten, ich hätte es spannender gefunden, dies beispielsweise in Gespräche der handelnden Figuren einfließen zulassen. Das hätte vielleicht auch etwas zur Dynamik des Ermittlerduos beitragen können, das gute Verhältnis der beiden kam mir auch einen Hauch zu plötzlich. Aber da es sich um ihren ersten Fall handelt, kann das in den nächsten Teilen bestimmt noch feiner ausgearbeitet werden. Ich bin gespannt!
Das Ende mochte ich, bloß habe ich es für meinen Geschmack zu früh erahnen können, was der spannenden Wendung allerdings nichts nimmt. Die Morde sind äußerst brutal und wir werden von Details nicht verschont - wer zu Albträumen und einer Phobie vor Puppen neigt, sollte lieber die Finger davon lassen, alle anderen: Traut euch!