Was die Puppen erzählen

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april1985 Avatar

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Das schaurige Cover hat es mir angetan und mich zu Das Flüstern der Puppen aus der Feder von Gunnar Schwarz greifen lassen. Mein Gespür hat mich mich getäuscht. Das Buch hat sich als absoluter Pageturner entpuppt - im wahrsten Sinne des Wortes. 

Gleich nachdem Lena Freyenberg ihren neuen Job bei der Mordkommission an der Seite von Hennning Gerlach antritt, wird die junge Ermittlerin mit einem besonders grausamen Mordfall konfrontiert, der alsbald eine ganze Mordserie nach sich zieht. Das Unheimliche ist, dass der Mörder an jedem Tatort eine bizarr entstellte Puppe hinterlässt. Welche Botschaft steckt hinter dem Wahnsinn und in welcher Verbindung stehen die Opfer? Das müsst ihr selber herausfinden. 

Gunnar Schwarz hat bei mir mit seinem Puppenmörder-Fall den richtigen Nerv getroffen. Eine unheimliche, leicht gruselige Atmosphäre, unvorhersehbare Wendungen, die den Spannungsgrad konstant auf hohem Level halten und ein Ermittlerduo, das im Laufe der Mörderjagd auch mit seinen eigenen Dämonen der Vergangenheit zu kämpfen hat - so mag ich das. Schnell war ich im Sog der Ermittlungen gefangen und habe begonnen eigene Theorien aufzustellen. Einmal mit dem Buch angefangen,  war es mir kaum mehr möglich es aus der Hand zu legen. 

Während der Druck von oben, endlich einen Mörder zu präsentieren, immer mehr steigt, sehen sich Lena und Henning auch mir einem Maulwurf in den eigenen Reihen konfrontiert, der die Ermittlungen zu behindern scheint. Bald ist nicht mehr klar, wem man überhaupt noch vertrauen kann. Wer ist der Verräter, der Lenas und Hennings Karrieren und die Ermittlungen bedroht? Der cholerische Chef des Dezernates, der eigenbrötlerische IT-Spezialist oder doch der grantelnde und alle Theorien zu nichte machende Kollege von Lena und Henning? Jeder scheint irgendwie verdächtig. Gunnar Schwarz versteht es wirklich meisterhaft falsche Fährten zu legen und uns an der Nase herum zu führen.

Das Rezept ist zwar nicht neu, aber die Zutaten waren rundum stimmig und ich habe mich von Anfang bis Ende bestens unterhalten gefühlt. Am Ende hat der ohnehin schon rasante Thriller nochmals ordentlich an Tempo zugelegt und mein Nervenkostüm ziemlich beansprucht.  

Einziger kleiner Kritikpunkt meinerseits ist, dass mir etwas die Emotionen in Bezug auf Lena und Henning gefehlt haben. Ich mochte beide zwar von Anfang an sehr gerne, allerdings war da - zumindest bis zur Hälfte des Buches - so eine gewisse Distanz und Nüchternheit, mit der mir die beiden begegnet sind. Im großen Finale war diese Barriere aber dann wie weg gefegt. 

Ich freue mich jedenfalls schon wenn es wieder heißt "Lenna und Henning ermitteln". Und natürlich gibt's auch eine Empfehlung für alle die gerne "deutsche" Thriller im Stil von Catherine Shepherd lesen.


Fazit

Eine grausame Mordserie, entstellte Puppen, ein einnehmendes Ermittlerduo mit Ecken und Kanten und ein Verräter in den eigenen Reihen - brisante Zutaten für einen mitreißenden Thriller, den ich unglaublich gerne gelesen habe.

Gunnar Schwarz hat seinem temporeichen Thriller eine schaurige Atmosphäre verpasst und mich mehrmals an der Nase herum geführt. Pageturner-Garantie!

Absolute Empfehlung für Fans deutscher Thriller im Stil von Catherine Shepherd!