schöne geschichte, aber zu vorhersehbar erzählt

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blätterwald Avatar

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Allein vom Buchcover und einer ersten Leseprobe hatte ich andere Vorstellungen von diesem Buch. Was bekommt der Leser oder die Leserin hier? Die Lebensgeschichte eines Mannes, der bei der Post arbeitet und in Rente gehen wird. Dem davor schon graut und der eine Menge aufzuarbeiten hat. In diesem Buch outet sich ein 65 Jahre alter Mann und sein Leben gerät ordentlich aus seinen gewohnten Bahnen.
Der Erzählstil ist angenehm, nur muss ich sagen, dass der Inhalt mit jeder Seite vorhersehbarer wird. Finde ich schade und das macht dieses Buch nicht gerade zur großen Literatur. Erzählt wird in der Jetztzeit, die Geschichte beginnt vor Weihnachten mit der angekündigten Pensionierung von Albert. In Rückblenden bekommt der Leser immer wieder Einblicke in das Leben des jungen Albert. Und man ahnt schnell, worauf das alles hinausläuft. Zumal man auch immer die jetzigen Lebensumstände erzählt bekommt. Parallel dazu wird noch die Geschichte der jungen Nicole erzählt, eine Farbige, die neu ist auf der Poststrecke von Albert. Auch sie hat ihr Päckchen zu tragen.
Die Figuren, gleich welche es sind, habe zwar alle ihre Eigenheiten, nur fehlt mir bei den meisten die Entwicklung, sie wirken wie starre Masken. Bis zum Tod der Katze von Albert, seiner Gracie, wirkt alles bedrohlich und grau und düster und dann auf einmal platzt der Knoten und es scheint bunter zu werden. Albert outet sich und man erfährt mehr von ihm und George, seiner großen Liebe. Und von der Suche Alberts nach George.
Dieses Buch hätte so vieles sein können. Drama oder gespickt voller britischen Humors. Beide Varianten hätten diesem Buch wesentlich besser getan als die hier erzählte Geschichte. Sicher, es gibt ausreichend Lebensdramen in diesem Buch und man erfährt noch einiges aus der Zeit, als Schwul sein noch verpönt war. Die Intention hinter dieser Geschichte ist klar. Nur ist mir das alles zu sehr Hollywood-Like geworden. Es wird alles gut ausgehen, okay, hier und da taucht mal ein Hindernis auf, aber das wird schnell gelöst. Gleich ob es um die eigentliche Geschichte von George und Albert geht oder um die vielen kleinen Nebenfäden, das geht mir hier, bis auf einer Ausnahme, zu glatt. Liebe kann alles und alles überwinden, diese Quintessenz ist nicht neu und wird hier neu aufgezeigt. Dass man manchmal mutig sein muss und man selbst sein soll, wie man ist. Alles guter Stoff. Aber es verpufft so vieles, mir ist es zu glatt, zu viel Rosamunde Pilcher. Das Potential der Geschichte wurde, jedenfalls sehe ich es so, nicht ausgeschöpft.
Eine schöne Geschichte für ein paar unterhaltsame Stunden. Aber nichts, was sich festbrennt. Dieses Buch wird seine Leser finden.