Das Geheimnis des weißen Bandes

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Ich habe sie alle gelesen, die komplette Sherlock-Holmes-Reihe und auch ein paar Nachfolger. Dieser, von A. Horowitz verfasste Roman, ist mit Abstand der Beste. Es gibt zwar deutliche Unterschiede zum „Original“ die jedoch durchaus beabsichtigt scheinen. Dadurch hebt er sich eindeutig von vielen Kopien ab.

Inhalt:
Lange nach dem Tod des großen Meisterdetektives und vieler ihrer Mitstreiter, liegt der alternde Watson im Krankenbett und schreibt, zwischen den Krankenbesuchen, an seinem Vermächtnis. Dabei rekapituliert er sein Leben, an der Seite seines Freundes, und erinnert sich eines so brisanten Falles, den er unter Verschluss gewahrt wissen will. Ein so abscheuliches Abenteuer das Holmes und Watson im Jahre 1890 zu bestehen hatten, das es noch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist.
1890 ist Watson verheiratet und für ein paar Tage Strohwitwer. Es zieht ihn fast magisch in die Baker Street und zu seinem alten Weggefährten. Es dauert auch nicht lange, bis der nächste „Fall“ an die Tür klopft. Der wohlhabende Kunsthändler Edmund Carstairs fühlt sich von einem Mann beobachtet und verfolgt. Er spricht auch sofort einen Verdacht bezüglich der Identität des Verfolgers aus. Er vermutet den Chef einer Banditentruppe, die vor mehr als einem Jahr einen Zug in Amerika überfiel. In diesem befanden sich auch mehrere Bilder der Galerie „Carstairs & Finch“. Die Geschichte die Castairs bei näherem Hinterfragen von Holmes erzählt, weckt das Interesse des Detektives und er beginnt zu ermitteln.

Meine Meinung:
Ich bin von diesem Buch begeistert. Der Aufbau, die Handlung und die Darstellung der Charaktere stehen dem Original in nichts nach. Trotzdem schafft es der Schriftsteller sich abzugrenzen. Holmes wirkt weniger arrogant, exzentrisch und mürrisch. Horowitz fokussiert mehr Watsons Leben ohne die Brillanz des Meisterdetektives aus den Augen zu lassen. Der Doktor redet viel mehr über seine anspruchsvolle Arbeit und thematisiert einige Erkrankungen mit detailliertem Fachwissen. Dadurch agieren Beide fast gleichberechtigt, so scheint es. Der eigentliche Fall ist mehr der heutigen Zeit angepasst, solche Abscheulichkeiten die Doyle vor mehr als 100 Jahren wahrscheinlich aus gesellschaftlichen Gründen nicht thematisieren hätte können (sofern er das gewollt hätte). Genau diese Zusammenstellung, der immer wiederkehrende Bezug auf alte( originale) Fälle, die Erwähnung alter Weggefährten und deren Verbleib, und die leichten Charakteränderungen haben mich so fasziniert, dass ich das Buch in derselben Geschwindigkeit wie die Doyle-Bücher verschlungen habe. Nach meiner Interpretation des Endes kann ich noch auf eine Fortsetzung hoffen.