Meisterstück ohne unnötigen Technikkram!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
clara_fall Avatar

Von

Ich muss zugeben, dass das mein erster Sherlock Holmes überhaupt war! Deshalb verzichte ich auf Vergleiche mit den früheren Romanen.

Auf jeden Fall hat mich dieser Roman absolut überrascht! Es war etwas komplett anderes, im Vergleich zu meinen bisherigen Romanen, handelt in der Neuzeit. Im "Geheimnis des weißen Bandes" wartet man vergeblich auf den DNA-Test aus dem Labor oder den Fingerabdruck-Abgleich aus der weltweiten Datenbank. All das benötigt Horowitz nicht für einen packenden Kriminalroman! Hier steht die Geschichte oft an einem toten Punkt, an dem die Lage aussichtslos scheint. Doch der absolute Genius Sherlock Holmes hat immer eine noch genialere Idee, als die Letzte, um die Ermittlung voran zu treiben. Außerdem ist seine Menschenkenntnis, Kombinationsgabe und Redebewandtnis unübertroffen! Diese Eigenschaften werden auch vom Leser gefordert. Man muss wirklich auf jedes Wort und jede Schilderung des genialen Detektivs und seines Biographs Dr. Watson achten und bereits während des Lesens eigenständig kombinieren. Für all diejenigen, denen das schwerfällt, kann ich mich auch gerne dazuzählen, löst am Ende Mr. Holmes alle Geheimnisse auf.

Man darf auch nicht den Fehler machen, bereits während der Handlung einige Teilfälle als geklärt abzuhaken! Das macht den Unterschied zu vielen anderen Durchschnittlichen Romanen. Oft werden sehr verrückte und verworrene Fälle irgendwie ge- und erklärt, obwohl hier und da noch Widersprüche sind. Der Leser muss sich dann damit zufrieden geben. Während der Geschichte rund um das Weiße Band scheint es ebenfalls so zu sein. Doch nur der Leser macht diesen Fehler, nicht aber Mr. Sherlock Holmes!

Als einzigen kleinen Kritikpunkt gibt es nur die Rechtschreibung. Das liegt aber sicher nicht am Autor Antony Horowitz, sondern an der deutschen Fassung. Manche Stellen lesen sich wie in einem schlechten Online-Übersetzer, der die 4 deutschen Fälle nicht beherrscht. Es gibt aber keine inhaltlichen Missverstände.

Fazit: In meinen Augen muss man diesen Roman gelesen haben! Einen guten und spannenden Roman in der Neuzeit, mit 5-6 verschiedenen Schauplätzen und allen Raffinessen der kriminologischen Technik kann jeder gute Autor schreiben.

Doch einen Kriminalroman im späten 19. Jahrhundert zu schreiben, mit einem scheinbar liniaren Handlungsverlauf, der einen bis zur letzten Sekunde fesselt, ist meisterhaft!

Ein Roman zum Mitdenken und Staunen!