Neblige Düsternis

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cabotcove Avatar

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Anthony Horowitz hat sich in "Das Geheimnis des weißen Bandes" Holmes' "dunkelsten Fall" vorgenommen, den Watson sich lange nicht getraute zu berichten und erst nach besonderen Umständen den Mut dazu fand...

**London, 1890**

Der Kunsthändler Edmund Carstairs bittet Holmes um Hilfe. Ihm sind teure Gemälde auf dem Transport abhanden gekommen. Diese sind zwar unwiderbringlich zerstört, aber er möchte die Veranwortlichen dingfest machen, die bei dem Überfall auch einen Mitarbeiter von ihm ermordet haben. Cornelius Stillman , einer derer "Brahmanen von Boston", einer sehr angesehenen Familie, den er vormals um Hilfe bat, wurde kurze Zeit später ebenfalls ermordet aufgefunden und Carstairs glaubt, dass der einzig Überlebende aus dem Überfall, Keelan O'Donaghue, ihm bis nach England gefolgt ist.

O'Donaghue ist führender Kopf der "Flat Cap Gang", die nach ihren flachen Mützen benannt und berühmt-berüchtigt in Boston ist. Ihr Ursprung liegt in Irland und sie erweisen sich recht skrupellos, wenn es um die Verfolgung ihrer Ziele geht.
Carstairs sieht nun einen Mann mit einer flachen Mütze und einer Narbe im Gesicht, der ihn scheinbar terrorisiert und verfolgt; schlussendlich laut ihm noch bei ihm eingebrochen ist... Hängen diese Ereignisse zusammen ? Geht es hier um Rache oder steckt etwas/jemand ganz Anderes/Anderer dahinter ?
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Von Anfang an hat dieses Buch bzw. der Autor vermocht, mich so zu fesseln, dass ich wichtige Alltagstätigkeiten fast gänzlich vergessen hätte. Das ist für mich gleichbedeutend mit dem Ritterschlag, denn solche Bücher gibt es wenige. Ich hatte mich in kürzester Zeit so in dem Buch verloren, dass ich die Nebelschwaden schon fast durchs Zimmer wabern sehen konnte und das Gefühl hatte, ich streife durchs viktorianische London.

Das Cover ist in seiner Schlichtheit passend und wirklich schick gestaltet.

Horowitz hat die Figuren charakterlich nicht großartig verändert, was ich als Sherlock-Holmes-Fan als sehr angenehm empfunden habe. Alles andere hätten ihm Fans wohl evtl. auch übelnehmen können - und da er selbst einer ist, ist es einerseits verständlich, dass er nah am Original bleibt, war aber auch nicht unbedingt zu erwarten, da er sicherlich auch seinen eigenen Stil miteinbringen wollte...

Das hat er aber auch geschafft meiner Meinung nach. Sich an eine solche große Romanfigur und einen außergewöhnlichen Schriftsteller wie Holmes und Conan Doyle überhaupt heranzuwagen, nötigt mir schon gehörigen Respekt ab.

Die Spannung hielt sich das ganze Buch über aufrecht und wie immer verblüfft Holmes den Leser mit glasklaren Überlegungen und Schlussfolgerungen, die in ihrer Detailgenauigkeit so auch nur von ihm getroffen werden können.

Die Charaktere sind detailgetreu "gezeichnet", die Szenerie gut beobachtet und atmosphärisch dicht wiedergegeben, ohne überladen/übertrieben zu wirken. Man liest nicht nur, man befindet sich quasi in dieser Zeit und erlebt die Geschichte gefühlt mit/neben den Protagonisten.

Wie schön und vertraut, dass Watson die Geschichte berichtet - als treffe man alte Freunde wieder...

Man kann sich nur wünschen, dass Horowitz das Thema Holmes mit diesem Roman nicht gänzlich abgeschlossen hat..!

**Mein Fazit:** ein atmosphärisch-dichtes, ganz wunderbares Buch, nah an Sir Arthur Conan Doyle's Holmes, aber dennoch mit eigenem Stil des Autor (von dem man hoffentlich noch Einiges lesen wird), das einen von Anfang an unnachahmlich in den Bann zieht und nicht mehr loslässt, bis Holmes auf die Zielgerade steuert.